Ich lerne das Belichten – Station 2: Belichtungsmesser

Station 1: Sunny 16

Station 1 meines Weges das Belichten zu lernen ist im Nachhinein die Sunny 16-Regel. Das Ganze war nie in Stationen gedacht – ich dachte Sunny 16 und das war’s. Wie es dennoch dazu kam:

Nachdem ich die Regel Sunny 16 kennengelernt hatte, arbeitete ich eine ganze Weile damit. Aber ich wurde etwas fauler (oder experimentierfreudiger, kommt auf die Perspektive an). Ich habe mehr nach Bauchgefühl fotografiert, weniger die Regel ordentlich angewendet.

Die Ergebnisse und Ausbeute der letzten Filme mit der mehr-oder-weniger-Sunny-16-Regel bzw. mit meinem Bauchgefühl waren jedoch ernüchternd und eine Unzufriedenheit breitete sich aus. Denn mein Bauchgefühl war noch nicht bereit und der Erfahrungsschatz nicht groß genug.

Ich steckte fest und musste was anders machen. Daher nun …

Station 2: Belichtungsmesser

Für andere Fotograf:innen wahrscheinlich das Naheliegendste, ich jedoch sträubte mich eine Weile bis die Entscheidung fiel: Ich werde einen Belichtungsmesser nutzen. Statt also selbst das Licht zu schätzen, ließ ich es mir messen und das Ergebnis ausspucken. Das Gerät war schnell gefunden: Ich holte mir eine App auf mein Handy. (Warum? Ich bin mit dem internen Belichtungsmesser meiner Kamera nicht warm geworden.)

Und dann?

Wie benutze ich den Belichtungsmesser?

Ich hatte vieles gehört, wie und worauf man belichten soll. Es gab da die unterschiedlichsten Möglichkeiten. Möchte ich auf den Schatten oder lieber auf das Objekt belichten? Auf Boxspeed oder doch +/-1? Viele Fragen und die Antworten versteckten sich vor mir. So hieß es für mich: Trial and Error. Die Methoden ausprobieren und sehen, wie ich die jeweiligen Ergebnisse mag.

Mein erster Ansatz war auf das Objekt auf Boxspeed belichten. Dann ließ ich mich auf Madeira ablenken: Das Zonensystem nach Ansel Adams. Oft davon gehört, nie verstanden. Im Urlaub hatte ich Zeit und Lust mir diverse Videos dazu anzuschauen und tatsächlich hatte ich es irgendwann halbwegs verstanden. Und so maß ich bis zu drei Lichtpunkte – einen hellen, einen dunklen und mein Objekt – um dann zu entscheiden, auf was ich meine Einstellungen setzte. Und mit der Methode bin ich ziemlich gut gefahren, wie ich finde. Die ersten Ergebnisse gibt es in meiner Madeira-Serie zu sehen.

Wie läuft’s?

Seitdem benutze ich die Belichtungsmessungs-App. Aber auch hier bin ich nachlässig geworden und mache das nicht mehr ganz so sauber wie anfangs noch auf Madeira. Aber es läuft.

Insgesamt bin ich recht langsam, was das Fotografieren angeht: Die Messung(en) durchführen, sich entscheiden, einstellen, fotografieren. Und ganz wichtig, da ich analog fotografiere: Die genutzten Einstellungen notieren und auch das was gemessen wurde. Für Analysen, wenn ich mal eine machen will.

Mein Ziel ist es ein bisschen flotter zu werden. Wie das gehen soll – ich weiß es nicht. Aber vielleicht ist das eine Frage der Zeit und den geschossenen Filmen, die dazu führt, dass sich tatsächlich die Erfahrung anhäuft und das Bauchgefühl vertrauenswürdiger wird.


Kamera + Objektiv: Minolta 9000 AF + Minolta AF 50 mm f/1.4
Film: AGFAPHOTO APX100
Entwicklung + Scan: ON FILM LAB

Fotofail: Kein Ende wider Erwarten

Wie fängt man eine Fotofailgeschichte an?

Vielleicht am Anfang und damit, dass ich eine neue gebrauchte analoge Kamera gekauft hatte und diese vor dem Urlaub natürlich noch auf Herz und Niere testen wollte. Es waren noch knapp drei Wochen zum Urlaub. Mag zwar viel klingen, aber 36 Bilder zu schießen, die irgendwie auch ästhetisch ansprechend waren und nach mir aussehen und nicht nach „einfach mal Film verschießen, um den Film vollzukriegen“ aussehen, dauert schon etwas. Zumindest bei mir. Dann muss man noch die Entwicklungszeiten mit Versandzeit zum Labor mitrechnen. Da ist auf einmal gar nicht mehr sooo viel Zeit.

Die ersten Bilder machte ich von einer Freundin, die zu Besuch war. Auch der Dumplingabend wurde fotografisch festgehalten. Für weitere Fotos beschloss ich, in den Mainzer botanischen Garten zu gehen. A) weil ich dort noch nie war und B) weil botanische Gärten mit ihren floralen Motiven einfach schön sind. An dem Tag war bestes Spätsommer-/Frühherbstwetter, die Sonne schien breit und es hat so viel Spaß gemacht an dem Tag zu fotografieren.

Der Bildzähler näherte sich immer mehr der 36. Ich war stolz auf mich so viel fotografiert zu haben und ich mochte die Motive: Blumen in pink, weiß, rot, violett, interessante Pflanzen und ein Schmetterling. Der Tag neigte sich dem Ende, die Sonne bewegte sich gen Horizont.

Ich hatte die 38 erreicht. Das war für mich nicht ungewöhnlich, oft hatte ich bei manuellen Kameras über die 36 hinaus geschossen. Aber war ich da nicht gerade schon? Ich fotografierte weiter. Und konnte nochmal am Spannhebel ziehen und ein weiteres Foto machen. Und nochmal das gleiche Spiel: weiter ziehen, auslösen. Das konnte doch nicht sein?! Wieso bin ich seit 3 Bildern beim Zählerstand 38?

Langsam dämmerte es mir. Aber ich wollte es nicht wahrhaben. Stattdessen wünschte ich mir, dass ich nicht mehr weiterziehen konnte. Dass es ein Ende gibt und die Kamera mir sagen würde: Stop! Die Filmrolle ist alle, du hast den ganzen Film belichtet!

Das Gegenteil war der Fall: Ich konnte einfach weiter- und weiterziehen. Und musste der Wahrheit ins Gesicht sehen: Ich hatte kein einziges Bild gemacht. Nichts hatte ich fotografiert, all die Motive aus dem botanischen Garten und auch die Bilder meiner Freundinnen – nur eine Erinnerung in meinem Kopf. Nie werde ich davon ein Abbild bekommen. Denn der Film war komplett unbelichtet, kein Lichtstrahl hat es auf den Film geschafft.

Was war passiert?

Die Antwort ist so einfach und so ärgerlich: Ich hatte den Film nicht richtig eingelegt und eingespannt. Entsprechend wurde der Film die ganze Zeit nicht weitergezogen.

Ich musste das verifizieren und machte die Filmklappe auf. Und da lag der Film, ein bisschen lose, wie an dem Tag, an dem ich ihn vermeintlich eingespannt hatte.

Die Wut und der Frust ist mittlerweile verflogen, das Bedauern um die verlorenen Bilder ist noch ein wenig da, wie darüber schreibe.

Das Erste was ich zuhause tat, war ein YouTube Video, in dem erklärt wird wie man einen Film einlegt. Er zeigte Kontrollschritte, die ich seither alle brav befolge.

Und wenn sie es nicht nochmal vermasselt hat, dann fotografiert sie heute noch mit einem richtig eingelegten Film.

Epilog

Eine Woche später ging ich nochmal in den botanischen Garten. So kam es also zu den zwei Malen botanischer Garten innerhalb einer Woche (erzählt im gleichen Post wo auch der Dumplingabend erwähnt wird) und die hier gezeigten Fotos sind entsprechend vom zweiten Besuch. Was den ursprünglichen Test anging: Es hat zeitlich alles geklappt und die Kamera durfte mit auf die Reise.


Kamera + Objektiv: Minolta 9000 AF + Minolta AF 100mm Macro f/2.8
Film: Kodak Gold 200
Filmentwicklung + Scan: ON FILM LAB