Das erste Mal mit Caffenol entwickeln
In fotolog no. 3 habe ich angefangen zu erzählen, dass eine Freundin und ich einen Film entwickelt haben. Bei beiden lag das letzte Mal selbst entwickeln ein paar Jährchen zurück, sodass wir uns wieder einfinden mussten.
Entwickelt haben wir mit dem abflussfreundlichen Caffenol. Das heißt, wir haben mit haushaltsüblichen Zutaten gearbeitet, die da sind: wasserlöslicher Kaffee, Soda, Vitamin C und Wasser. Das war eine sehr spontane Entscheidung, weil die eigentlichen Chemikalien nicht rechtzeitig ankamen.
In diesem Post soll es darum gehen, wie wir tatsächlich vorgegangen sind und ein paar Ergebnisse gibt es auch zu sehen. Wenn du nicht so viel Interesse am Prozess hast, dann schicke ich dich direkt weiter zum Ende des Posts, wo es die entwickelten Fotos zu sehen gibt. Klicke hier 📷.
Das Technische
Bevor es mit dem eigentlichen Technischen losgeht, ein paar Hinweise:
- Wenn du das erste Mal entwickelst, solltest du nicht mit dieser Anleitung arbeiten. Wir waren experimentierfreudig, da die gemachten Fotos nicht von großer Vorbereitung waren. Es gibt im deutschsprachigen Bereich sehr viele ausführliche Anleitungen, die ich bei wichtigen Fotos eher befolgen würde als unserem Freestyle-Weg hier 😀
- Auch lasse ich viele Schritte weg, da es eher mein Ziel ist, aufzuschreiben was wir gemacht haben. Ordentliche und hilfreiche Anleitungen gibt es wie gesagt im Netz zu finden. Für eine Nicht-Anleitung ist es ganz schön viel Text geworden lol
Nasse Schritte
Die nassen Schritten würde ich nach diversen Suchmaschinenergebnisse so zusammenfassen:
- Entwicklerflüssigkeit
- Stoppbad (Wasser)
- Fixierflüssigkeit
- Wasserbad
- Netzmittelflüssigkeit
Wir haben uns fast daran gehalten: da die Fixierflüssigkeit bei uns wegfiel (hatten wir schlichtweg nicht), fielen das Stoppbad und das Wasserbad zusammen und bedeutete viel Wasser.
Entwicklerflüssigkeit
Wir beide hatten einen Agfa APX 100 Film (ein Schwarzweißfilm), den wir entwickeln wollten. Meine Freundin hatte im Anschluss noch einen Kentmere (ebenfalls Schwarzweißfilm) mit der gleichen Lösung entwickelt.
Wir waren nicht nur sehr spontan, weil wir unseren Entwickler gewechselt haben. Nein. Auch der Ansatz war in Teilen recht freestyle. Denn wir hatten keine Waage zur Hand. Das Einzige, was da war, war das amerikanische Löffelsystem. Wer braucht schon metrische Angaben? lol
Von einer KI haben wir uns die metrischen Einheiten in Löffeleinheiten umrechnen lassen. Immerhin hatten wir einen Meßbecher ^^. So sah unser Rezept für unseren Entwickler in etwa aus:
- 300 ml destilliertes Wasser + 24 g löslischer Kaffee [6 Tablespoon]
- 300 ml destilliertes Wasser + 10 g Soda [2 Tablespoon ]
- 300 ml destilliertes Wasser + 6 g Vitamin C [1,5 Tablespoon]
Alle drei Anteile haben wir einzeln angerührt und dann von oben nach unten miteinander vermischt und nochmals gerührt. Insgesamt kamen wir so auf 900 ml. Da der kleine Entwicklertank (für 1 Film) ca. 300 ml umfasst, konnten wir mit diesem Ansatz 3 Filme entwickeln.
Beim Soda erwähnte meine Freundin, dass es wichtig sei, wasserfreies Soda zu kaufen, damit die Rechnung aufgeht.
Nachdem der Film im abgedunkelten Badezimmer (dazu weiter unten mehr) in den Entwicklertank überführt wurde, ging es los mit dem eigentlichen Entwickeln.
Die Entwicklerzeiten
- Nachdem der Entwicklertank bis oben hin voll war, haben wir die ersten 30 sek ständig gekippt (also kopfüber und wieder zurück).
- Danach 12 x (55 sek ruhen lassen + 5 sek kippen).
Das war’s schon mit dem Entwickeln.
Stoppbad & Wasserbad
- Dann einmal mit Wasser aus dem Hahn auswaschen (kippen, schwenken und auskippen). Das würde ich mal Stoppbad nennen.
- Anschließend ließen wir den Tank 10 min lang unter laufendem Wasser stehen. Und das ist wohl das Wasserbad.
Netzmittelflüssigkeit
Unser letzter Schritt war es, den Tank mit Hahnwasser und paar Tropfen Spüli zu füllen (nach Gefühl – so wie man nach Gefühl Salz ins Nudelwasser gibt). Paar Mal schwenken und kippen, dann Flüssigkeit auskippen.
Die Zeiten haben wir weitestgehend (+/- paar Sekunden) eingehalten.
Trocknen
Anschließend den Film aus dem Entwicklertank bzw. der Spule herausnehmen, aufrollen und aufhängen. Vorsichtig mit den Fingern restliche Flüssigkeit abziehen und trocknen lassen.
Das Trocknen ging viel schneller als ich dachte. Ich habe nicht auf die Zeit geschaut, aber ich würde pimaldaumen sagen, dass das etwa 30 min waren (das ist schnell, wenn man wie ich mit einem halben Tag rechnet).
Eine gute Sache ist natürlich, dass der Entwickler in den Abfluss gegossen werden kann.
Positive sehen
Mit einer App hatte ich mein Negativ rudimentär ins Positive umgewandelt und dabei gesehen, dass meine Bilder unglaublich körnig waren. Ich konnte es nicht nachvollziehen, vor allem weil der gleiche Film bei meiner Freundin viel feinkörniger war – so wie ich es erwartet hätte für einen ISO 100 Film. Ich wundere mich weiterhin, aber dem auf den Grund gegangen bin ich bis heute nicht.
Weiterer Schreckmoment: der schwarze Rand links und rechts bzw. oben und unten bei den Fotos auf der zweiten Hälfe des Filmes. Wie ich im Nachhinein lernte, gibt es bei der Kamera (Traveler AF mini) das sogenannte „Panorama“-Format. Davon wusste ich offensichtlich nichts (ich habe die Kamera das erste Mal benutzt) – ebenso wenig wusste ich, dass das „P“ neben dem Schieber, mit dem ich irgendwann davor herumspielte, für „Panorama“ steht. So ist das also.
Final gescannt wurde es jedoch von einem Fotolabor.
Raum vorbereiten
Wir springen jetzt nochmal ganz weit nach vorne. So 45 min bevor wir mit der Entwicklung starteten. Da haben wir erst mal den Raum vorbereitet, was bedeutet: Raum abdunkeln. Das war an dem Tag die größte Arbeit.
Das Badezimmer hatte ein Fenster in den Maßen 40 x 80 cm (schätzungsweise). Zuerst haben wir dieses mit Alufolie und Glasreiniger abgedeckt. Kleine Löcher haben wir mit noch mehr Alufolie & Tape oder Zeitung & Tape abgedeckt; Belüftungsschlitze an der Tür haben wir mit Zeitung & Tape abgedeckt. Ich hab gestaunt, wie gut das funktionierte!
Tatsächlich habe ich später gesehen, dass da noch miniminimini Lichtlöcher am Fenster waren. Die konnte ich aber erst sehen, als ich schon eine Weile im dunklen Raum saß, da erst dann meine Augen sich gut genug an die Dunkelheit angepasst hatten. Das heißt, dass das wirklich nicht viel Licht war, das in dem Raum kam. Das wurde bestätigt, da diese miniminimini Löcher tatsächlich keinen Einfluss auf unsere Filme hatte.
Fotos
Und nun gibt es drei Hände voll Fotos vom selbstentwickelten Film! Die Fotos können durch Anklicken vergrößert werden.
Traveler AF mini | Agfaphoto APX 100 | selbstentwickelt mit Caffenol | Scan: Fotoexpress