Botanischer Garten und der Ginkgo

Botanische Gärten haben in meinem Kopf diesen Bildungsaspekt inne. Oft sind sie an eine Universität angeschlossen und wenn man einen botanischen Garten betritt, so unterliegen die Pflanzen einer bestimmten Systematik. Und überall sieht man diese kleinen rechteckigen Metallplatten, wo in schwarz der wissenschaftliche Name eingraviert ist. Manchmal gibt es sogar einen Trivialnamen, den man lernen kann.

Was ich am wenigsten mitnehme: Wissen über Pflanzen. Oft habe ich mir gedacht: Heute schaust du dir mal eine Pflanze an, merkst sie dir und ihren Namen! Und wenn du das paar Mal machst, hast du dein Wissensrepertoire über Pflanzen direkt um ein kleines bisschen erweitert.

Und wie oft war es mir dann doch zu anstrengend und ich habe mich einfach an den Pflanzen und wie sie zusammengestellt wurden, erfreut.

Wie ich durch den deutschen Wikipedia-Artikel „Botanischer Garten“ lernte, habe ich damit alles richtig gemacht. Dort heißt es: „‚Science and pleasure‘ hieß der Leitspruch des botanischen Garten in Kew bei London (England), am Beginn der Entstehungsgeschichte der großen botanischen Gärten in Europa und Amerika.“ Vergnügen ist also mindestens genauso erwünscht wie der wissenschaftliche Aspekt.

Ginkgo?

Einmal habe ich tatsächlich was mitgenommen. Nicht mehr ganz klar, wie sich alles zugetragen hat, hier meine vage Erinnerung: In einem botanischen Garten standen ein bis zwei Ginkgobäume. Neben den Metallnamensschilder gab es ein Poster, das mehr Informationen versprach. Darauf stand geschrieben: Ginkgobäume haben zwei Geschlechter – weiblich oder männlich. Der botanische Garten verzichtete auf das eine Geschlecht, weil das andere Geschlecht irgendetwas stinkendes von sich gab.

Die fehlenden Details habe ich kurzerhand recherchiert, damit weder du noch ich diesen Text mit gefährlichem Halbwissen beenden. Der botanische Garten Karlsruhe erklärt’s im Abschnitt „Männliche und weibliche Ginkgos“: Weibliche Pflanzen entwickeln im Herbst Früchte, die irgendwann vom Baum abfallen. Wenn man diese dann zertritt, stinken sie nach Buttersäure. Daher gehe ich aus, dass der Dresdener botanische Garten, wo ich das Poster gelesen hatte, nur männliche Pflanzen hatte.

Die Bilder von den Ginkgos sind jedoch nicht im Dresdener botanischen Garten, sondern – nach dem Erdbeertörtchen – im botanischen Garten unweit der S-Bahn Station Klein Flottbek, Hamburg entstanden.

Zwei Dinge zum Schluss: Erstens – Goethe hat ein Gedicht über den Ginkgo geschrieben, es nennt sich „Ginkgo biloba“. Und zweitens – nicht das g hinter dem k vergessen in Ginkgo.


Kamera + Objektiv: Minolta 9000 AF + Minolta AF 50mm f1.4
Film: KODAK 100T-MAX
Filmentwicklung + Scan: Charlie Engel Lab 2.0

Erdbeertörtchen

Ein Erdbeertörtchen. Geschmack? Wenn ich das nur noch wüsste. Aber schnieke sah es aus, mit dieser goldenen Pappplatte (von dem auf dem Bild nichts übrig geblieben ist und wir nun gar nichts haben). Sehr fotogen. Das müssen wir dem Erdbeertörchen schon lassen, oder?

In einer mir doch recht fremden Stadt habe ich mir die Zeit an dem Tag in einem Café (im wahrsten Sinne des Wortes) versüßt. Ich habe Menschen beobachtet und sie haben vielleicht auch mich beobachtet. Man hat sich gesehen, es huschte ein kleines Lächelns übers Gesicht während man sich sah, und dann hat man sich wieder der Zeitung oder dem Notizbuch zugewendet.

Gut gestärkt habe ich mich wieder und weiter auf den Weg gemacht die Stadt zu erkunden. Zu einem Ort, den ich gerne aufsuche, in jeder Stadt: den Botanischen Garten. Die S-Bahn hat mich ein paar Stationen weiter westlich getragen – bis ich dann an der Station Klein Flottbek zum Aussteigen bereit war.


Kamera + Objektiv: Minolta 9000 AF + Minolta AF 50mm f1.4
Film: KODAK 100T-MAX
Filmentwicklung + Scan: Charlie Engel Lab 2.0

Die gemusterte Bluse und das Fast-Chamäleon | lernlogbuch stopfen

Bei kaputter Kleidung ist es ja so: Das Loch mag noch so klein sein, es mag noch so sehr versteckt sein und es würde eh nie jemand auf diese Stelle drauf schauen – aber wenn ich es einmal gesehen habe, ist es das Einzige was ich von diesem Kleidungsstück noch sehe. Würde ich es auswärts tragen, würde niemand den Makel entdecken. Aber das wäre mir reichlich egal. Ich sehe nur noch das Loch.

So erging es also der gemusterten Bluse.

Auf der rechten Seite, an der Naht wo das Vorder- und das Hinterteil miteinander verbunden sind, recht weit unten und nahe des Saumes, hatte sich ein Riss eingeschlichen. Das im schlechten Winkel wie ein Loch aussah. Entsprechend lag die gemusterte Bluse auf dem Reparaturstapel. In Vorbereitung auf die Reise letzten Herbst bin ich Kleidung durchgegangen – sogar die, die auf dem Reparaturstapel lag. Und tatsächlich habe ich mir ganze drei Teile für die Reise aus ebendiesem Stapel ausgesucht. Es waren bestimmt nur noch paar wenige Wochen bis zum Abreisetag. Und die Kleidungsstücke lagen sicherlich schon seit zwei Jahren auf dem Stapel und im Sinne des Prinzips „Aus den Augen, aus dem Sinn“ war deren Existenz zwischendurch ganz vergessen. Wie groß war also die Wahrscheinlichkeit, dass diese drei Teile es zurück ins Leben schaffen würden?

Die Vorbereitung

Ich wollte das Muster mehr oder weniger nachbilden, also unsichtbar stopfen. Entsprechend mit weißem Garn erst mal die Fläche wiederherstellen, dann mit rotem Garn irgendwie das Muster nachmachen. Ohne wäre der dann reine weiße Blobb mir zu auffällig gewesen inmitten des ganzen Musters.

Die Umsetzung

Für die weiße Fläche habe ich die Webstopfmethode genutzt. An einer Naht zu arbeiten ist nicht so angenehm wie auf einer reinen Fläche, v.a. weil sich das Loch/Riss zu beiden Seiten erstreckte. Der Weißton meines Garns ist zu warm, aber sei‘s drum. Mit rotem Garn habe ich dann gestickt, und habe mich an den Formen auf der Bluse orientiert, so Mini-Blätter. Ich habe wenig Stickerfahrung und habe das entsprechend eher Freestyle gemacht.

Die Fotostempel verraten mir eine Dauer von ca. 1.5 Stunden, an einem Tag.

Der Abschluss

Es ist keine ganz unsichtbare Reparatur, aber trotzdem finde ich sie gelungen und der Stickteil war was Neues für mich. Ich habe nicht super sauber gearbeitet, aber am Ende ist das Loch weg und damit wurde die Bluse wieder tragbar für mich. Die Bluse durfte mit auf die Reise. Mission completed! 

Gedanken drumherum

Was ich immer wieder erstaunlich finde: Die Arbeitszeit und die Wartezeit stehen sich in einem krassen Gegensatz gegenüber. Es ist fast lächerlich.

Die Kleidung lag seit mindestens zwei Jahren auf dem Reparaturstapel. Mit 1.5 Stunden ist diese Reparatur etwa eine Spielfilmlänge lang. Hätte ich diese Zeit irgendwann früher mal investiert – und es ist ja eine absehbare Zeit – dann wäre die Bluse mit einem annehmbaren Energieaufwand schon viel eher wieder ein Teil meines Kleiderschranks geworden.

Sicherlich, in ebendieser Zeit habe ich einiges gelernt und bin selbstsicherer geworden was die Methoden angeht. Aber oft geht es erst mal darum, den Makel irgendwie mal angefasst zu haben und um den Versuch es zu reparieren. Das ist das, was ich von dieser und anderen Reparaturen mitnehme: einfach mal dransetzen und machen!

(Spoiler: Ich schaffte es, alle drei Teile für die Reise wieder fit zu machen!)