Um 180° drehen

Ich habe die Gewohnheit auf Spaziergängen oder Wanderungen mittendrin stehenzubleiben (bei letzterem auch einfach mal um durchzuatmen). Dann drehe ich mich um 180 ° und schaue auf den Weg hinter mir. Den, den ich gerade gekommen bin und von vorne gesehen habe. Ich drehe mich um, um den Weg von hinten anzuschauen. All das, was ich von der einen Seite gesehen habe – Bäume, Gräser, Steine, den Weg – sehe ich nun von der anderen Seite. Die Seite, die meinem Rücken vorbehalten ist. Eigentlich.

Was wäre gewesen, wenn ich den Weg vom anderen Ende oder aus der anderen Richtung gegangen wäre? – Das hätte ich also verpasst, wenn ich weiterhin mit der Nase nach vorn und voraus gegangen wäre. Ein bisschen kickt also das FOMO-Gefühl in mir.

Wie ich zu dieser Gewohnheit kam, weiß ich nicht genau. Vielleicht durch das Joggen. Zum Wiedereinstieg ins Joggen laufe ich eigentlich immer die gleiche kleine Runde. Dann wurde sie mir irgendwann zu langweilig, aber die Route wollte ich halt auch nicht ändern. Also den Weg einfach rückwärts laufen (also den Weg von der anderen Richtung her laufen, natürlich nicht ich selbst), das sollte ein bisschen Abwechslung schaffen. Und tatsächlich, mir zeigte sich ein anderes Bild der doch gleichen Umgebung.

Ein bemerkenswerter Blick ist garantiert, wenn du eine Strecke auf einer weitläufigen Fläche oder einer Steigung (hoch oder runter) hinter dich gebracht hast und dann zurückschaust. Da gibt es auf jeden Fall was zu sehen. Aber sonst, ich bin ehrlich, ist der Blick zurück oft recht unspektakulär. Aber glücklich macht es mich trotzdem immer wieder.

Und auch wenn man dieses Zurückblicken metaphorisch weiterdenken kann, so geht es heute wirklich nur darum: Physisch stehenbleiben, sich umdrehen, kurz beobachten und dann wieder losziehen.

Vielleicht ist das schon direkt etwas fürs bevorstehende lange Wochenende? In jedem Fall wünsche ich schöne Feiertage!


Kamera + Objektiv: Minolta Dynax 7000i + Minolta AF 100 mm Macro f/2.8
Film: Agfaphoto APX100
Filmentwicklung + Scan: ON FILM LAB

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7 Antworten auf “Um 180° drehen”

  1. […] Um 180° drehen Mai Quynh erinnert uns daran, dass es manchmal ganz lohnenswert sein kann hinter sich zu schauen. […]

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  2. Hihi, meine Familie kennt das auch schon von mir, dass ich ständig stehen bleibe, um irgendetwas zu fotografieren 🙂

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    1. Das Schicksal der Leute, die eine fotografierende Person um sich haben hehe. Aber wer weiß, vielleicht schauen sie auch mal nach, was du so siehst und entdecken was neues.

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  3. Das erinnert mich an den „Club der Toten Dichter“:
    https://www.youtube.com/watch?v=sXSs3OX6aVs&t=89s
    Ein Perspektivwechsel ist immer eine gute Idee.

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    1. Und vor allem ist es gar nicht so schwer. Man muss es „nur“ machen. Auf den Tisch steigen könnte ich noch ausprobieren 😀

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  4. Das ist ja cool, ich mache das nämlich auch ☺️
    der Blick zurück auf die Strecke die ich grad gegangen bin, gibt immer noch ne andere Sicht und man entdeckt Dinge und Blickwinkel die vorher nicht zu sehn waren.
    Dir auch schöne Ostertage!

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    1. Genau das ist es, was ich an diesem Blick auch so schätze. Schön zu wissen, dass andere das auch so machen.

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