maipenquynh wird eins

Dieser Post fing als Draft mit den Worten „Es fühlt sich immer etwas weird an, auf dem Blog über das Bloggen zu schreiben.“ an und sollte mein erstes Rumjammern im Rahmen des Lernlogbuchs: Mein Blog und ich sein. Aber dann endete der Absatz so: „Wie auch immer, fangen wir mit einer gar nicht so kleinen Sache an:“ und es folgte – Anführungszeichen unten –

Blog-Geburtstag! maipenquynh ist 1 Jahr alt geworden

 

Auch ein Blog-Geburtstag will gefeiert werden! Und es ist natürlich eine gute Gelegenheit um auf ein Jahr zurückzublicken. Erst mal die harten Fakten:

Der allererste Post kam am 14.10.2020 online und bis zum 14.10.2021 waren es dann 33 Posts. Das ist eine Quote, auf die ich doch ganz stolz bin, wenn ich überlege, dass ich zwischendrin mindestens ein Blogtief hatte.

Wie erging es mir?

Wie ich in alten Notizen gelesen habe, war ein eigener Blog ein lang gehegter Wunsch von mir und die Erfüllung dessen hat lange auf sich warten lassen. Dass ich heute und hier noch diese Online-Präsenz habe, ist für mich ein Ding. Ein ziemlich krasses Ding sogar. Ich bin echt stolz auf mich, dass ich weiterhin schreibe und mich auslebe und das die meiste Zeit auch mit viel Spaß und Freude mache. Einige Monate lang hatte ich ein Tief und habe nichts gepostet und auch offline kaum geschrieben. Aber ich bin daran nicht verzagt und tippe tatsächlich drauf, dass das bei mir mit dem Alter bzw. „Reife“ zu tun hat. Mittlerweile kenne ich mich besser und weiß, weshalb ich Dinge mache und wenn ich etwas nicht fühle, dann lasse ich es. Dann kann ich nur hoffen, dass das „Ich fühl’s einfach“ wiederkommt. Bestimmt sagt sich das so leicht im Nachhinein, denn die Lust kam glücklicherweise wieder. Aber die paar Monate Abstinenz habe ich gut verkraftet.

Nachgedacht und die Entwicklung des Blogs

Es gab viele Punkte, die mich nachdenken ließen. Nachdenken über das, was ich zeige, nachdenken über das was der Blog für mich darstellt und was ich hier eigentlich sagen will. Ich zweifle viel, aber will das nicht immer zeigen, weil zweifeln „schwach“ wirkt. Und auch wenn ich weiß, dass das nicht stimmt und dachte, dass ich schon weiter wäre was diese Schlussfolgerung angeht, so merke ich am Blog sehr gut meine Grenzen und was doch noch in meinem Kopf manifestiert ist.

Es hat sich in der Zeit auch vieles entwickelt: Ich habe mir Konzepte zum Bloggen überlegt, Kategorien etabliert, Zeitpläne erstellt. Einiges ist geblieben, einiges wieder gegangen. Und jedes Mal, wenn ich etwas ziehen lassen musste, fühlte es sich schlecht an – wie scheitern eben. Aber da gehe ich durch, bleibt mir nichts anderes übrig. Danach verblogge ich das gerne, weil mich das ja beschäftigt (hat). Und gleichzeitig ploppt der Gedanke auf: „Interessiert das den:die Leser:in, auch wenn ich es immer wieder aufgreife?“ Auch wenn ich weiß, dass ich am besten blogge, wenn ich das verblogge, was mir gefällt und nicht primär das, was Leser:innen gefällt, so bleibt dieser Zweifel bestehen. Es hat sich ein gewisser Themenkreis auf maipenquynh gebildet und ich habe mehr das WAS erarbeiten können. Irgendwann möchte ich den Aufbau meines Blogs erläutern, es steckt bissi Hirnschmalz drin.

Danke

Und zu guter Letzt möchte ich noch ein dickes DANKE aussprechen an diejenigen, die es immer wieder hierher schaffen. Das ist eine unglaubliche Motivation, den Blog zu führen. Es ist sooo ein cooles Gefühl, wenn ich einen Kommentar – off- oder online – bekomme und merke, dass ich nicht nur gegen den Bildschirm schreibe, sondern dass in einem anderen Raum/an einem anderen Ort mein Text jemand anderem ins Gesicht sieht. Ich sehe meinen Text an und mein Text sieht dich an oder du siehst meinen Text an. Wie rum auch immer, wir sehen uns durch meinen Text und das ist eine schöne Vorstellung.

Wenn alles gut läuft, dann gibt es den Blog auch noch eine ganze Weile, sodass wir uns weiterhin über dem Bildschirm lesen werden 🙂

Es gibt sehr vieles an meinem Leben als Bloggerin, das mich ärgert. Aber das Jammern hebe ich mir für ein nächstes Mal auf. Ich fühle mich gerade ganz gut, daher belasse ich es bei diesem Gefühl.

– Anführungszeichen oben.

Quelle der benutzten Vektorgrafiken: Birthday vector created by freepik

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Die Maschenprobe – Raum zum Lernen

Ich hab es mit der Handarbeit. Während meiner Lohnarbeit sind meine Finger vorrangig mit Maus und Tastatur beschäftigt. Handarbeit ist eine Fingerfertigkeit der anderen Art und dazu Ablenkung fürs Hirn, weil die Finger die meiste Arbeit machen.

Häkeln und Stricken sind zwei Vertreter dieser Handarbeitskategorie, die ich mir näher anschauen wollte. Ich begann mit dem Häkeln: „Arbeite erst mal nur mit einer Nadel. Und wenn du das beherrscht, kannst du dich ans Stricken mit zwei Nadeln machen!“ Was für ein Unsinn, das eine hat nichts mit dem anderen zu tun.

Handarbeitsanfänge

Das Häkeln hat Spaß gemacht, aber große Projekte hatte ich dennoch nie begonnen und daher wurde das Häkeln doch wieder uninteressant. Frühjahr 2021 beschloss ich, Stricken zu lernen (geinfluenced von Leuten auf Instagram, die das Stricken für sich entdeckt hatten und ihre neue Leidenschaft online teilten). Die Grundmaschen wieder erlernen war dank ausgeliehener Büchereibücher und YouTube-Videos einfach.

Dann kam schon mein erstes Dilemma: Ich wollte ein erstes, echtes Strickstück stricken. Also etwas, das ich auch gebrauchen kann, nicht mehr nur Maschen üben – ein Kleidungsstück also. Bloß kollidierten zu diesem Zeitpunkt mein Lernstand und Fähigkeiten mit den gewünschten Strickprojekten. Mein Fähigkeitenstand war weit unter dem, was ich gerne gestrickt hätte. Und die Ungeduld und mein Bestreben erst mal keine neue Wolle zu kaufen und stattdessen erst mal das Übungsgarn aufzubrauchen, machte es nur schwieriger, ein passendes Projekt zu finden. Ein Pulli wäre cool, aber die Anleitungen meist zu schwer und ein Schal fand ich doch etwas lame. Es breitete sich Frust aus. Und damit legte ich das Stricken beiseite.

Aber diese Sommer dachte ich plötzlich: Ich hab Bock einen Schal zu stricken! Und dafür habe ich einige der Prinzipien vom Frühjahr über Bord geschmissen: a) Es wird doch ein Schal und b) ich habe mir passende Wolle geholt und die Übungswolle bleibt erst mal unberührt.

Und der Schal ist noch weit davon entfernt, fertig zu sein. Eigentlich habe ich ihn noch nicht mal begonnen und gleichzeitig in meinen Augen auch schon. Denn eine bisher unterschätzte Sache sehe ich mittlerweile anders: Die Maschenprobe.

Die Maschenprobe

Die Maschenprobe ist ein Musterstrickstück, das man anfertigt, bevor man mit der eigentlichen Arbeit loslegt, wenn man nach einer Anleitung arbeitet. Damit überprüft man gegen die Anleitung, ob die Strickgewohnheiten ähnlich der Anleitung sind.

Früher fand ich Maschenproben eher lästig, weil ich da erst mal vor mich hingearbeitet habe, um nach Beendigung der Maschenprobe (10cm x 10 cm-Stück) herauszufinden, ob ich im Vergleich zur Anleitung zu fest, zu locker oder gleich stricke (oder häkele). Und erst DANN ging es an die eigentliche Arbeit. Bäh.

Bei der Maschenprobe für den Schal hab ich aber einfach noch alles mögliche ausprobiert: Andere Muster, andere Nadelgrößen, andere Randmaschen. Es ist wie das anfängliche Ausprobieren, bloß mit einem Ziel: Mein Schal.

Im Endeffekt kann man es nennen wie man es will – vielleicht ist es auch einfach ein Probestück und nicht weiter besonders. Aber für mich war die Maschenprobe dieses Mal ein richtiges Aha-Erlebnis!

Bei der Maschenprobe bin ich nicht perfektionistisch und nicht so streng mit mir (Bloß keinen Fehler machen!) und gleichzeitig ist die Maschenprobe auch Teil des fertigen Schals. Und das ist irgendwie schön.

Die Maschenprobe wurde für mich der Raum zum zielgerichteten Üben, zum Ausprobieren und Fehlermachen, um jetzt ein bisschen mehr zu wissen, was den Schal angeht.

Was auf den Fotos wie ein komischer Schal aussieht sind also tatsächlich mehrere Maschenproben hintereinander.

Was mir die Maschenprobe de facto gesagt hat

Welche Infos habe ich aus der Maschenprobe am Ende nun ziehen können? Aus meiner Maschenprobe bin ich bin nicht schlau geworden. Im Vergleich zur Referenz auf der Banderole stricke ich in der angegeben Nadelstärke gleich viele Maschen (ergo: ich kann dahingehend mein Strickverhalten behalten); aber ich brauche viel mehr Reihen für die gleiche Höhe (ergo: ich stricke fester?). Das ist irgendwie verwirrend.

Aber für einen Schal ist es auch egal, dass das Ergebnis der Maschenprobe so ausgefallen ist. Ich weiß nun, welches Muster ich haben will und wie ich das erreiche. Und mit dem Dreisatz kann ich mir ausrechnen, wie viele Maschen ich brauche für die perfekte Breite meines Schals.

Jetzt geht’s an den wahrhaftigen Schal!

Das Sockengeschwisterpaar und das Stopfen

Es war mal ein Sockenpaar. Ein Geschwisterpaar, das lange stolz getragen wurde. Weiß mit rosafarbigen Rauten. Was sie besonders liebenswert machte, war ihr festes Bündchen. Die Besitzerin wusste ein festes Sockenbündchen, das die Socke gut sitzen lässt, schon immer zu schätzen. Denn an Socken ist wenig nerviger als wenn das Bündchen nicht fest genug ist und ständig rutscht, an der Ferse vorbei. Und obwohl dieses Sockenpaar keinesfalls diese Schwäche hatte, so wurden beide schon seit einiger Zeit nicht mehr getragen. Stattdessen verweilten sie im Schrank und konnten von der kühlen Oberfläche eines Fußbodens nur noch träumen. Die Erinnerung an an die Innenseite eines Schuhs verblassten nach und nach. Über einen Fuß gestreift zu werden, den Fußboden zu spüren, in einem schlecht durchlüfteten Schuh zu stecken.

Später erfuhren sie, dass alles, was sie bisher kannten und mochten gleichzeitig auch der Grund dafür war, dass von nun an der Vergangenheit angehören sollte. Denn sie hatten Löcher. Löcher an den Fersen. Gerade weil die Besitzerin so gerne das Geschwisterpaar anzog und damit durch die Welt ging, entstanden die Löcher und führte dazu, dass sie nimmermehr getragen wurden.

Alle waren traurig, nicht nur das Sockenpaar, sondern auch die Besitzerin. Denn wie oft begegnet man schon einem Sockenpaar, das einfach passt? Von der Dicke der Socke, von der Länge, der Farbe und vor allem vom Bündchen her? Die Besitzerin brachte es nicht übers Herz, das Geschwisterpaar zu entsorgen, obwohl es keine Chance mehr für sie gab. Wie sollten denn diese Löcher wieder heile werden? Die Besitzerin hatte keine magischen Kräfte, mit denen diese Löcher verschwinden können.

Eines Tages, die Besitzerin war in einem Nähcafé, hörte sie das erste Mal von einer Tätigkeit namens „stopfen“. Es hieß, damit könne man Löcher schließen. Aber nicht, indem man etwa die Ränder zusammenzieht und vernäht. Nein – dort, wo ein Loch ist, sollte neues Gewebe entstehen. Die Besitzerin war  verwirrt und konnte sich solch eine Tätigkeit nicht vorstellen. Neues Gewebe erstellen, wo eigentlich nichts ist?

Wie die Geschichte dann genau weiterging, ist nicht mehr ganz  bekannt. Was bekannt ist, ist dass die Besitzerin einem Instagram-Account folgte, das sich viel mit dem Reparieren und Erhalten von Kleidungsstücken beschäftigte und so lernte sie das Wort „mending“ kennen. Faszinierend, was alles möglich war.

Und irgendwann verstand die Sockenpaarbesitzerin: Die Technik, die sie auf dem Instagram-Account sah, nannte sich im Deutschen stopfen.

Damit war es um sie geschehen. Auf einmal ergab alles Sinn und sie machte sich auf, Wissen übers Stopfen anzusammeln. Sie kaufte sich übrig gebliebenes Garn und Nadeln von anderen Menschen. Alles war da, aber noch zögerte sie, den ersten Handgriff zu machen. Aber was brachte dieses Zögern schon? Irgendwo musste sie anfangen. Und die Glücklichen (oder die Unglücklichen?) waren das Geschwisterpaar Socken. Sie bekamen als erstes eine Chance darauf, neues Leben eingehaucht zu bekommen. Und so geschah es, die Fotografien beweisen es.

Nach zwei Tagen tun und werkeln war es geschafft: Beide Socken waren gestopft und das Loch verschwunden. Socke 1 wurde mit der unscheinbaren Garnfarbe beige repariert, während Socke 2 ein bisschen mutiger war mit der Farbe babyblau. Auch in der Feinheit der Stopftätigkeit unterschied sich das Geschwisterpaar. Während die Erstgestopfte noch grob bearbeitet wurde, war das Zweitgestopfte schon feinmaschiger gearbeitet. Dennoch waren am Ende des Tages alle drei – das Sockenpaar und die Besitzerin – froh und stolz, wieder eine gemeinsame Zeit vor sich zu sehen. Und wenn die Socken nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.