Die gemusterte Bluse und das Fast-Chamäleon | lernlogbuch stopfen

Bei kaputter Kleidung ist es ja so: Das Loch mag noch so klein sein, es mag noch so sehr versteckt sein und es würde eh nie jemand auf diese Stelle drauf schauen – aber wenn ich es einmal gesehen habe, ist es das Einzige was ich von diesem Kleidungsstück noch sehe. Würde ich es auswärts tragen, würde niemand den Makel entdecken. Aber das wäre mir reichlich egal. Ich sehe nur noch das Loch.

So erging es also der gemusterten Bluse.

Auf der rechten Seite, an der Naht wo das Vorder- und das Hinterteil miteinander verbunden sind, recht weit unten und nahe des Saumes, hatte sich ein Riss eingeschlichen. Das im schlechten Winkel wie ein Loch aussah. Entsprechend lag die gemusterte Bluse auf dem Reparaturstapel. In Vorbereitung auf die Reise letzten Herbst bin ich Kleidung durchgegangen – sogar die, die auf dem Reparaturstapel lag. Und tatsächlich habe ich mir ganze drei Teile für die Reise aus ebendiesem Stapel ausgesucht. Es waren bestimmt nur noch paar wenige Wochen bis zum Abreisetag. Und die Kleidungsstücke lagen sicherlich schon seit zwei Jahren auf dem Stapel und im Sinne des Prinzips „Aus den Augen, aus dem Sinn“ war deren Existenz zwischendurch ganz vergessen. Wie groß war also die Wahrscheinlichkeit, dass diese drei Teile es zurück ins Leben schaffen würden?

Die Vorbereitung

Ich wollte das Muster mehr oder weniger nachbilden, also unsichtbar stopfen. Entsprechend mit weißem Garn erst mal die Fläche wiederherstellen, dann mit rotem Garn irgendwie das Muster nachmachen. Ohne wäre der dann reine weiße Blobb mir zu auffällig gewesen inmitten des ganzen Musters.

Die Umsetzung

Für die weiße Fläche habe ich die Webstopfmethode genutzt. An einer Naht zu arbeiten ist nicht so angenehm wie auf einer reinen Fläche, v.a. weil sich das Loch/Riss zu beiden Seiten erstreckte. Der Weißton meines Garns ist zu warm, aber sei‘s drum. Mit rotem Garn habe ich dann gestickt, und habe mich an den Formen auf der Bluse orientiert, so Mini-Blätter. Ich habe wenig Stickerfahrung und habe das entsprechend eher Freestyle gemacht.

Die Fotostempel verraten mir eine Dauer von ca. 1.5 Stunden, an einem Tag.

Der Abschluss

Es ist keine ganz unsichtbare Reparatur, aber trotzdem finde ich sie gelungen und der Stickteil war was Neues für mich. Ich habe nicht super sauber gearbeitet, aber am Ende ist das Loch weg und damit wurde die Bluse wieder tragbar für mich. Die Bluse durfte mit auf die Reise. Mission completed! 

Gedanken drumherum

Was ich immer wieder erstaunlich finde: Die Arbeitszeit und die Wartezeit stehen sich in einem krassen Gegensatz gegenüber. Es ist fast lächerlich.

Die Kleidung lag seit mindestens zwei Jahren auf dem Reparaturstapel. Mit 1.5 Stunden ist diese Reparatur etwa eine Spielfilmlänge lang. Hätte ich diese Zeit irgendwann früher mal investiert – und es ist ja eine absehbare Zeit – dann wäre die Bluse mit einem annehmbaren Energieaufwand schon viel eher wieder ein Teil meines Kleiderschranks geworden.

Sicherlich, in ebendieser Zeit habe ich einiges gelernt und bin selbstsicherer geworden was die Methoden angeht. Aber oft geht es erst mal darum, den Makel irgendwie mal angefasst zu haben und um den Versuch es zu reparieren. Das ist das, was ich von dieser und anderen Reparaturen mitnehme: einfach mal dransetzen und machen!

(Spoiler: Ich schaffte es, alle drei Teile für die Reise wieder fit zu machen!)

Stopfen – Ein paar technische Begrifflichkeiten

Das ist ein Teil der Reihe „Mein stopfendes Leben“ (der nicht wirklich wohlklingende Arbeitstitel, aber besser wird’s nicht mehr).

Heute geht es ums technische Know-How.

Welche Materialien brauche ich?

Ich halte es simpel: ein Stoffstück, das ein (Fast-)Loch hat; eine Nadel; Garn; eine feste Unterlage zum Arbeiten z.B. ein Stopfpilz oder Trinkglas (ich habe auch schon mal eine Klorolle benutzt).

Natürlich gibt es Feinheiten und Unterschiede im Garn, in der Nadel, im Stopfhilfsmittel. Aber ich möchte meinen Fokus darauf legen, dass du schnell ins Machen kommst, dann kommt automatisch das Learning by Doing.

Ich habe tatsächlich selbst nicht sooo viel Erfahrung, habe meist ähnliche Probleme vor mir liegen, die ich mit zwei verschiedenen Techniken löse. Also nicht gerade divers.

Aber am Ende kommt es darauf an, etwas wieder zu reparieren und vom „Ich benutze es nicht weil mich das Loch stört“-Stapel runterzuholen.

Im Großen und Ganzen würde ich sagen, dass die Materialkosten sehr überschaubar sind: das Teuerste ist wahrscheinlich noch das Stopfei/-pilz, die anderen Dinge sind recht günstig in der Anschaffung. Und einmal vorhanden, hast du erst mal einige Zeit was davon. Oder du hast eh das ein oder andere schon daheim.

Stopfgarn mit Preisschild in einem gut sortierten Supermarkt.

Ist es schwer?

Es ist Friemelarbeit mit Nadel und Garn. Aber im Gegensatz zu anderen Handarbeiten wie stricken oder häkeln, sind die Bewegungsabläufe einfach zu lernen, wenn du schon mal eine Nähnadel und Stoff in der Hand hattest.

Schwieriger fand ich es, Anleitungen und Infos zu finden. Dafür ist dieser Post da. Ich werfe ein paar Schlagwörter in den Ring und reiche dir ein paar weiterführende Links, in der Hoffnung, dass du damit schneller ein Bild vom Stopfen bekommst und Lust hast ins Machen zu kommen.

Hier ein Zitat der Firma Schiesser, das ich sehr treffend finde: „Wenn Sie eine Socke zum ersten Mal flicken, dann haben wir gleich eine beruhigende Nachricht für Sie: Sie können nichts falsch machen. Schließlich ist es ein Versuch, den Strumpf zu retten – immerhin besser, als das gute Stück gleich in die Tonne zu werfen.“

Es ist Trial and Error, aber ich finde, dass die Lernkurve am Anfang recht steil ist.

Also mit den ersten paar Stopfteilen kriegst du bereits ein gutes Gefühl für die Handarbeit und lernst schnell, was funktioniert und was nicht. Fang daher nicht mit deinem Lieblingskleidungsstück an 😀

Stopfpilz und Stopfei

Suchbegriffe fürs Internet

Im Deutschen nutze ich das Wort „stopfen„, aber das führt mich viel häufiger zu dem Stopfen, das in Gefäße gesteckt wird. Daher empfehle ich „stopfen Handarbeit“ oder „stopfen Löcher“ einzugeben.

Im Englischen ist das eindeutiger, entweder „darning“ (stopfen) oder „mending“ (flicken, reparieren) eingeben. (nicht ausprobiert)

Im Englischen findet man generell schon noch mehr als im Deutschen, aber das sollte dich nicht abhalten. Einerseits gibt es mittlerweile einige tolle deutschsprachige Beiträge, andererseits funktioniert vieles über Bilder und Videos + Übersetzungstools.

Webstopfen

Wenn ich davon ausgehe, dass du noch gar keine Erfahrung hast, dann empfehle ich dir erst mal das Webstopfen. Das war auch die erste Methode, die ich gelernt habe. Sie ist auf jeden Fall funktional (stopft das Loch ziemlich effektiv) und meiner Meinung nach auch recht universal. Mit etwas Übung und Vorbereitung wird sie dann auch richtig schön, dazu später mehr.

Webstopfen ist im Endeffekt Weben. Hier mal eine Skizze von der Technik: LINK | Pinterest Bild

Gerade zum Webstopfen finde ich Texte meistens so lala. Hier eines, das ich ganz gut und hilfreich finde:

Videos sind da schon viel besser fürs Lernen. Das folgende Video von Ein Koffer voll Wolle hatte ich schon mal gepostet, ich find’s wirklich gut!, daher noch einmal

Und ein Video auf englisch:

Visible Mending

Zur besseren Darstellung werden in den Anleitungen oft andere Farben ausgewählt als die Farbe des zu reparierenden Kleidungsstücks. Tatsächlich machen einige das auch sehr bewusst und setzen den gestopften Bereich damit so richtig in Szene. Das nennt sich dann „Visible Mending

Beim Visible Mending macht es am meisten Bock, sich auf Instagram und auf Pinterest durchzuscrollen.

Diese Instagram-Accounts kenne ich. Nutze den Algorithmus der Plattformen, um dir mehr solcher Ideen anspülen zu lassen:

  • @visible_creative_mending (englisch)
  • @Milli_and_the_bee (deutsch, englisch)
  • @Ekaterinahaak (deutsch, englisch)
  • @Slowstitchclub (englisch)
  • @Reparierenistliebe (deutsch)

Invisible Mending

Im Gegensatz zum Visible Mending gibt es entsprechend das „Invisible Mending“ – also so stopfen, dass man nicht sieht, dass da gestopft wurde und sich die Reparatur so gut wie perfekt in das Kleidungsstück fügt.

Im Endeffekt ist das In/Visible Mending das Ergebnis der Reparatur – wie man das Ergebnis erreicht, kann sehr unterschiedlich sein. Einige Techniken eignen sich für beide, einige mehr/nur fürs visible mending, andere mehr/nur fürs invisible mending.

  • @Alexandrabrinck (englisch) – sehr gute invisible mending Stücke

Andere Techniken

Schlagwörter, wenn du nun Lust auf mehr hast:

  • Maschenstich. Eine Stopfarttechnik, die ich super schön finde, weil sie Strickmaschen nachahmt und damit ins Maschenbild perfekt einfügt aka invisible mending, sofern man ein sehr ähnliches/gleiches Garn parat hat. Andere Namen: duplicate stitch, swiss darning.
  • Scotch Darning / Langettenstich. Eine Stopfarttechnik, die ich noch nicht ausprobiert habe. Ist flächendeckend, funktional und universal – ähnlich wie die Webstopftechnik. Und auf den zweiten Blick sieht es sehr machbar aus.
  • Sticken. Wird als Visible Mending Stopftechnik genutzt. Da gibt es so schöne Ideen! Dafür braucht man aber entsprechend bisschen Know-How mit den Stickstichen, damit man die Ideen gut umsetzen kann und auch etwas mehr Equipment: Garnfarben werden hier wichtiger, weil die Ideen konkreter sind und einen Stickrahmen braucht man auch. Wo es sich anbietet, will ich das auch ausprobieren!

Medium: Bücher

Mittlerweile gibt es einige Bücher auf dem Markt, was eine sehr schöne Entwicklung ist. Bücher haben den Vorteil, dass sie oft mehrere Techniken und Anwendungsbeispiele in einem zeigen und schön bebildert sind. Das Durchblättern geht schneller als ein Video schauen und macht Lust aufs Machen. Bücher ordne ich daher zwischen Instagram, wo man vor allem Bilder und Ideen bekommt, und Videos, die technisch zeigen, wie man zum Ergebnis kommt, ein.

Ich habe damals auf Amazon erst nach Büchern geschaut (gleichen Suchbegriffe wie oben), habe mir ein paar Titel aufgeschrieben. Dann war ich im Buchhandel und habe mir die Bücher zum Durchschauen bestellt, da die Vorlieben ja doch unterschiedlich sind.

Mein erstes Buch war „Geschickt geflickt. Lieblingskleidung ausbessern satt wegwerfen.“ von Erin Lewis-Fitgerald im Verlag stiebner, ISBN: 978-3-8307-2104-8.

Medium: Pinterest

Eigentlich so das Tool, um so richtig in ein Rabbit Hole zu fallen. Ich war da eben selbst wieder drauf, als ich den Pinterest-Link von oben angeklickt habe. Es werden (zumindest bei mir) direkt viele weitere Vorschläge angezeigt, die Lust auf viieel mehr machen!

Damit bin ich am Ende. Und jetzt wünsche ich viel Spaß beim Entdecken und vielleicht wird auch für dich dieses Thema ein kleines Rabbit Hole – ich verschwinde zumindest ins 🐰🕳️

Aus meinem Leben. Oktober + November 2023

Oktober

Mit Freundinnen habe ich an einem Freitagabend selbst Dumplings gemacht. Gemeinsames Kochen und Essen, Feier- und Freitagabend genießen und über Wichtiges und Nichtiges gesprochen. Den Teig haben wir gekauft, die Füllung selbst gemacht. Verschiedene Faltformen wurden ausprobiert und Faltformen wurden „perfektioniert“. Geschmeckt haben sie am Ende alle.

An einem anderen Tag habe ich eine Lebensart dieser Region gefrönt: Zwiebelkuchen und Federweißer auf dem Markt genossen.

Ich habe die Kleidung für den Urlaub rausgesucht und in dem Zuge ein paar Kleidungsstücke wieder auf Vordermann gebracht. Eine Gardine wurde händisch gekürzt und irgendwann war diese auch eeeeendlich fertig und wurde aufgehängt. Die Gardinenstange hing derweil schon seit einem Monat. Also fast kein Verzug 😀

Der botanische Garten in Mainz wurde besucht. Nicht nur ein-, sondern sogar zweimal – innerhalb einer Woche möchte ich anmerken! Nicht ganz freiwillig zweimal, einmal hätte auch gereicht. Nichtsdestotrotz waren beide Tage im botanischen Garten sehr schön.

Meine Notizen sagen mir auch, dass ich mich im Oktober viel mit Fotografie beschäftigt habe. Ich habe Podcasts gehört und Videos geschaut, die mich wiederum zu weiteren Fragen und Beobachtungen geführt haben. Auch Fotografieren auf Reisen (ongoing) und der Kauf einer digitalen Kamera waren Thema.

Und zu guter Letzt hat mich ein weiterer Häkeldino und Sprachelernen (Wie lernt man am besten eine neue Sprache?; ongoing) beschäftigt. Der Dino wurde im November fertig und der Besitzerin übergeben.

November

Der November kann dagegen recht kurz zusammengefasst werden: Es war so weit, Urlaub (von dem ich die ganze Zeit schon rede)!

Der November bestand zu zwei Drittel aus meinem Urlaub, aus Japan. Und das letzte Drittel war wieder Ankommen im Alltag und sich auf bekannte Gesichter freuen (auf Arbeit :D). Und Verarbeiten, was im Urlaub erlebt wurde und Schwelgen in Erinnerungen und Anekdoten und Bildern und Videos.

Das tu ich immer noch.