Sockenstopffieber (2023, April und Mai)

Es kommen in diesem Post sehr viele Socken vor. Während der Bearbeitung der Fotos ist mir klar geworden, wie viele Sockenfotos – schlechte als auch gute – in diesem Post sein werden. Sockencontent FTW 🧦

Im April und Mai 2023 war ich im Sockenstopffieber. Es hatte einen Grund, dass es nur Socken waren. Ich war förmlich obsessed mit dem Maschenstich. Der Maschenstich hat Strickmaschen als Grundlage. Und Socken waren so gut wie die einzigen Kleidungsstücke in meiner näheren Umgebung mit Strickmaschen UND die reparaturwürdig waren.

Dieses Stopffieber überraschte mich, ich war technisch überhaupt nicht vorbereitet. Ich war meine Eltern besuchen, ohne Stopfequipment. Dabei nimmt Stopfequipment kaum Platz weg (ist ja nur eine Nadel, Garn und ein Stopfei). Diese Tatsache, dass ich also dieses Minimalpaket nicht mitgenommen hate, ist ein Beweis dafür, dass ich nicht vorhatte zu stopfen!

Eines Mittags hatte ich gesehen, dass meine Socke an einer der typischen Stellen, dem Fußballen, dünn wurde. BÄM! Das Verlangen diese Stelle zu stopfen kam instantly. Und so machte ich mich auf die Suche nach Materialien. Nadel und Faden fand ich im Nähkasten. Als Unterlage und Ersatz für ein Stopfei habe ich eine leere Toilettenrolle genutzt. Damit war ich ausgerüstet und legte los. Ich setzte mich auf die Treppe, wo das Licht gut war und stopfte vor mich hin. Meine Eltern beobachteten und kommentierten meine Aktivitäten in zwei Richtungen: Einerseits machten sie sich über mich lustig, weshalb ich mir diese Arbeit mache; andererseits fanden sie es auch beeindruckend, dass ich mir diese Arbeit mache.

An einem anderen Tag traf ich mich mit einer Freundin für einen Kinobesuch. Da wir noch etwas Zeit hatten, sind wir auf die Augsburger Dult (*) gegangen, um ein bisschen herumzuschlendern. Dort habe ich das erste Mal Stopfgarn „aus dem Handel“ gekauft – für 50 Cent! Das war ein kleines Erlebnis, da ich bis dahin nur gebraucht Sachen gekauft hatte. Frag mich nicht, wieso das so ein Ereignis ist, aber es war eines für mich 😀

Und dann ging es Schlag auf Schlag, eine Socke nach der anderen wurde überprüft und als Sorgensocke identifiziert. Und so ging das weiter bis irgendwann die Luft raus war.

In dieser Zeit habe ich 6 Socken angefangen zu stopfen. Tatsächlich wusste ich bis zu diesem Post gar nicht, ob alle auch fertig gestopft wurden. Das habe ich im Zuge diesen Posts herausgefunden: Eine Socke wurde nur halb gestopft (rosa mit Blumenmuster, Socke 5), irgendwann habe ich aufgehört zu stopfen und wieder normal benutzt. Der Rest ist aber fertig geworden. Aber einige Stellen sind schon wieder dünn 😮 Da habe ich nicht weit genug außenrum angefangen zu stopfen und damit die Stelle großräumig zu verstärken.

Und nun gilt nur noch zu sagen: Viel Spaß mit den Ergebnissen 😋

(*) „Als Dult bezeichnet man im südostdeutschen Sprachraum häufig einen Jahrmarkt mit Volksfestcharakter.“ erklärt Wikipedia.

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(Draufklicken, um Foto zu vergrößern)

Socke 1
Socke 1

Socke 2
Socke 2
Socke 2
Socke 3
Socke 3
Socke 3

Socke 4
Socke 4
Socke 4 (+ Socke irgendwann anders gestopft)
Socke 5
Socke 5
Socke 6
Socke 6

Mein Repairdate: 3,66 Teile

Im März kündigte ich mein Repairdate an (das Date wurde übrigens mehrmals verschoben 😆). Für mein Repairdate inklusive Dokumentation der Kleidungsstücke wollte ich es mir gemütlich machen. Das bedeutete einerseits die Atmosphäre fürs Repairdate selbst sollte entspannt sein, ebenso sollte aber auch das Fotografieren sich nicht zuuu sehr nach Arbeit anfühlen. Darauf basierend habe ich eine Checkliste erstellt, was ich schon mal vorbereiten kann, damit ich mich am Tag der Reparatur auf die Reparaturen konzentrieren konnte. Zur Vorbereitung gehörte unter anderem etwas für die Ohren vorzubereiten (Podcast-Liste), was für den Durst (eine Kanne Tee) und was für den Hunger (Salzstangen). Die Kleidungsstücke wurden schon vorher rausgesucht und so wusste ich welche kaputten Stellen mich erwarteten und freute mich umso mehr. Und dann, an einem der vielen Mai-Feiertage, war es so weit!

Ausbeute: 3,66 Teile repariert.

Es folgen nun Details zur Ausbeute. Auf die Fotos klicken, dann werden sie größer.

Teil 1: schwarzer Rock

Die Naht, die den Reißverschluss und den Rock verband, löste sich. Damit es nicht schlimmer wurde, wollte ich den Reißverschluss wieder ordentlich annähen. Das habe ich mit dem sogenannten Matratzenstrich gemacht (ein toller Stich, weil der Faden „verschwindet“ und die Naht damit „unsichtbar“ ist). Ging sehr fix, max. 10 Minuten.

Vorher, außen.
Vorher, innen.
Nachher, außen.
Nachher, innen.

Teil 2: altrosa Oberteil mit Blumenprint

An der Naht der rechten Seite, wo Vorder- und Hinterteil verbunden sind, hatte ich einen Riss. 1 cm x 0.5 cm. Diese Stellen mag ich so gar nicht, weil die Nähe zur Naht mich immer überfordert. Tatsächlich hatte ich die Reparatur schon im Rahmen eines Reparaturworkshops von der Fashion Revolution Week im April angefangen (organisiert durch Fashion Revolution Germany / Frankfurt) und mit der Webstopfmethode angefangen.

Zu meinem Repairdate habe ich weiter gestopft. Ich bin so happy über die Farbähnlichkeit. In diesem Fall war das kein Stopf-, sondern Stickgarn (1 von 6 Fäden genutzt) und das Garn hatte ich aus dem Repertoire der Workshop-Leiterin (Ekaterina Haak, die ich an anderer Stelle bereits erwähnt hatte). An sich sieht man die gestopfte Stelle, aber wenn der Winkel günstig liegt, dann fügt sich die gestopfte Stelle optisch gut ins Kleidungsstück.

Vorher.
WIP.
WIP (fast fertig).
Nachher.
Nachher (sehr gut versteckt).

Teil 3: graue Sportshorts

Das war die spannendste Reparatur an dem Tag.

Die Hose hat eine Bundschnur, aber eigentlich sind es zwei Schnüre/Bändchen, die auf der Rückseite in der Mitte eingenäht sind. Das rechte Bändchen ist irgendwo mittendrin gerissen. Damit die Hose irgendwie nutzbar war, hatte ich irgendein Garn genutzt, um das rechte Bändchen zu verlängern. Sah mir doch zu ulkig aus und landete im so-wie-du-aussiehst-trag-ich-dich-nicht-Stapel.

Für die Reparatur habe ich mal gekramt, ob ich irgendwas hatte, das dem Bändchen ähnlich sah und bin fündig geworden mit einem alten Schnürsenkel, bei dem auch die Hälfte abgerissen war. Ideal!

Ich habe also das Garn (rosa) abgemacht und dann die beiden losen Enden der Schnüre (Bundschnur an Hose und Schnürsenkel) mit vielen Stichen vernäht. Dann die losen, ausgefransten Enden abgeschnitten und mit einem Feuerzeug geschmolzen. So waren die Enden sauber und die Wahrscheinlichkeit, dass es wieder aufgeht, wurde minimiert. Die Verbindung verschwindet ohnehin im Hosenbund + jetzt habe ich eine zweifarbige Bundschnur. Schon cool 😀

Vorher.
Vorher, die Verbindungsstelle.
WIP, neues Bändchen annähen.
Nachher, die Verbindungsstelle (Arbeitsseite).
Nachher, die Verbindungsstelle (Arbeitsseite).
Nachher, die Verbindungsstelle (saubere Seite).
Nachher.

Teil 4: schwarzes Tanktop

Das Top hatte auf der Rückseite drei kleine Löcher. Um diese zu schließen, habe ich das erste Mal den Langettenstich ausprobiert. Der macht so viel Spaß! Da rödelt man so vor sich hin und sieht wie das Loch kleiner und kleiner wird.

Auch wenn es schwarzes Garn ist, so sieht man den gestopften Bereich noch recht gut. Invisible mending war das nicht. Ob es mit der Webstopfmethode eher unsichtbar gewirkt hätte? Im Nachhinein habe ich gedacht, dass es lustiger gewesen wäre in Farbe.

Ich habe nur 2 von 3 Löchern an dem Tag geschafft, daher diese 0,66 😀

Das dritte Loch habe ich ein paar Tage später morgens mal gestopft. Am Tag des Repairdates habe ich auf der Vorderseite noch ein Loch entdeckt (das macht die ganze Ausbeuterechnung zunichte)… das wurde mittlerweile ebenso gestopft 😁

Vorher, Rückseite.
Vorher, Rückseite, Loch 2 und 3.
WIP (Loch 1 … ein Loch = viele kleine Löcher …)
Nachher, Rückseite.
Nachher, Rückseite, Loch 1.
Nachher, Rückseite Loch 2 (offen) und Loch 3 (gestopft).

Wie immer bin ich erstaunt, wie lange so eine Reparatur dauert im Vergleich zu der Dauer, die ein Kleidungsstück verschmäht wird wegen des Makels. Das ist in einem krassen Fall 10 Minuten versus X Jahre. Schon ein bisschen verrückt!

Ob ich aber aus dieser Erkenntnis ziehen werde, dass ich die Reparaturen schneller angehen werde?
Ich: 🤷🏻‍♀️

Dieser Post ist ein Teil der Reihe <Mein stopfendes Leben>.

Die gemusterte Bluse und das Fast-Chamäleon | lernlogbuch stopfen

Bei kaputter Kleidung ist es ja so: Das Loch mag noch so klein sein, es mag noch so sehr versteckt sein und es würde eh nie jemand auf diese Stelle drauf schauen – aber wenn ich es einmal gesehen habe, ist es das Einzige was ich von diesem Kleidungsstück noch sehe. Würde ich es auswärts tragen, würde niemand den Makel entdecken. Aber das wäre mir reichlich egal. Ich sehe nur noch das Loch.

So erging es also der gemusterten Bluse.

Auf der rechten Seite, an der Naht wo das Vorder- und das Hinterteil miteinander verbunden sind, recht weit unten und nahe des Saumes, hatte sich ein Riss eingeschlichen. Das im schlechten Winkel wie ein Loch aussah. Entsprechend lag die gemusterte Bluse auf dem Reparaturstapel. In Vorbereitung auf die Reise letzten Herbst bin ich Kleidung durchgegangen – sogar die, die auf dem Reparaturstapel lag. Und tatsächlich habe ich mir ganze drei Teile für die Reise aus ebendiesem Stapel ausgesucht. Es waren bestimmt nur noch paar wenige Wochen bis zum Abreisetag. Und die Kleidungsstücke lagen sicherlich schon seit zwei Jahren auf dem Stapel und im Sinne des Prinzips „Aus den Augen, aus dem Sinn“ war deren Existenz zwischendurch ganz vergessen. Wie groß war also die Wahrscheinlichkeit, dass diese drei Teile es zurück ins Leben schaffen würden?

Die Vorbereitung

Ich wollte das Muster mehr oder weniger nachbilden, also unsichtbar stopfen. Entsprechend mit weißem Garn erst mal die Fläche wiederherstellen, dann mit rotem Garn irgendwie das Muster nachmachen. Ohne wäre der dann reine weiße Blobb mir zu auffällig gewesen inmitten des ganzen Musters.

Die Umsetzung

Für die weiße Fläche habe ich die Webstopfmethode genutzt. An einer Naht zu arbeiten ist nicht so angenehm wie auf einer reinen Fläche, v.a. weil sich das Loch/Riss zu beiden Seiten erstreckte. Der Weißton meines Garns ist zu warm, aber sei‘s drum. Mit rotem Garn habe ich dann gestickt, und habe mich an den Formen auf der Bluse orientiert, so Mini-Blätter. Ich habe wenig Stickerfahrung und habe das entsprechend eher Freestyle gemacht.

Die Fotostempel verraten mir eine Dauer von ca. 1.5 Stunden, an einem Tag.

Der Abschluss

Es ist keine ganz unsichtbare Reparatur, aber trotzdem finde ich sie gelungen und der Stickteil war was Neues für mich. Ich habe nicht super sauber gearbeitet, aber am Ende ist das Loch weg und damit wurde die Bluse wieder tragbar für mich. Die Bluse durfte mit auf die Reise. Mission completed! 

Gedanken drumherum

Was ich immer wieder erstaunlich finde: Die Arbeitszeit und die Wartezeit stehen sich in einem krassen Gegensatz gegenüber. Es ist fast lächerlich.

Die Kleidung lag seit mindestens zwei Jahren auf dem Reparaturstapel. Mit 1.5 Stunden ist diese Reparatur etwa eine Spielfilmlänge lang. Hätte ich diese Zeit irgendwann früher mal investiert – und es ist ja eine absehbare Zeit – dann wäre die Bluse mit einem annehmbaren Energieaufwand schon viel eher wieder ein Teil meines Kleiderschranks geworden.

Sicherlich, in ebendieser Zeit habe ich einiges gelernt und bin selbstsicherer geworden was die Methoden angeht. Aber oft geht es erst mal darum, den Makel irgendwie mal angefasst zu haben und um den Versuch es zu reparieren. Das ist das, was ich von dieser und anderen Reparaturen mitnehme: einfach mal dransetzen und machen!

(Spoiler: Ich schaffte es, alle drei Teile für die Reise wieder fit zu machen!)