Fototasche Auftragsstatus: „Versendet“ | Sunny 16 #1, Teil 3

(Wie ich die Sunny 16-Regel entdeckte findest du hier (Sunny 16 #1, Teil 1)  und wie es mir ging als ich das erste Mal die Sunny 16-Regel anwendete hier (Sunny 16 #1, Teil 2).)

Zum x-ten Mal innerhalb weniger Tage durchlief ich die Webseite der Drogerie, um zum Auftragsstatus zu kommen. Endlich angekommen, hieß es für meinen Auftrag „Versendet“ statt „In Bearbeitung“. Immerhin. Aber klang nicht nach „Bereit zum Abholen“ und daher nahm ich an, dass meine Fototasche noch auf dem Weg war. Enttäuscht und wegen meiner Ungeduld auch genervt, schloss ich den Browser wieder. Aber was sollte ich machen. Ich beschloss trotzdem zum Hauptbahnhof zu laufen, um aus dem vielen Sitzen raus und in Bewegung zu kommen. Meine kleinen Erledigungen am Hauptbahnhof (Apotheke, Markt) mussten warten, als erstes lief ich in den Drogeriemarkt. Natürlich um irgendetwas nicht dringendes zu kaufen. Und schlenderte an der Fotoecke vorbei, mit einem Funken Hoffnung, meine Fototasche wider Erwarten dort zu sehen. Sogar aus der Entfernung konnte ich es sehen: meine Handschrift – ganz vorne war meine Fototasche. Die Fotos waren da!
Gespannt und ungeduldig, aber fest entschlossen die Fotos in Ruhe anzuschauen, erledigte ich alle Besorgungen und bewegte mich dann schnurstracks Richtung Zuhause.
Mit einem warmen Tee setzte ich mich auf die Couch und hatte einen sehr achtsamen Moment. Oder mehrere achtsame Momente. Zuerst schaute ich nach, wie viele Fotoabzüge ich hatte. Ich wollte den „Erfolgsscore“ ausrechnen. 36 Bilder hatte mein Film. Und ich hatte 36 Fotoabzüge. Das bedeutete: 36 von 36 Negativen waren okay genug, um ein Positiv davon zu machen. Keines war so grauenhaft über- oder unterbelichtet, dass ein Fotoabzug sinnlos wäre, weil das Positiv nur schwarz oder weiß geworden wäre (den Fall hatte ich auch schon mal). 100 % Erfolgsquote! Wooohooo!

Ich nahm die Fotos (Fotoabzüge) aus der Tasche und schaute mir eins nach dem anderen an. Und ich muss sagen, ich war begeistert. Begeistert davon, wie gut die Sunny 16-Regel funktionierte. Aber auch ein bisschen von mir, weil ich die Regel angewendet habe. In diesem Post befürchtete ich, dass meine Bilder eher zur Unterbelichtung tendieren könnten, weil der Belichtungsmesser meiner Kamera mir das so anzeigte. Was meine Fotos mir zeigten, war ein sehr solides Ergebnis. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben kann… aber die Motive sind als solches gut erkennbar, ohne dass es zu viel Schatten oder zu viel Licht gibt. Wie ein Foto mit dem Handy. Das klingt erst mal wenig beeindruckend. Aber bedenke, dass nicht ein Rechner die Einstellungen vorgenommen hat, sondern ICH! Mein KOPF! Das ist schon ein Ding, ey! 😛
Wenn man nicht weiß, welcher Prozess hinter den Fotos steht, dann sehen die Fotos ziemlich random aus und stechen auch nicht unbedingt hervor. Aber da du und ich wissen, dass mehr dahinter steckt, können wir mir mal kurz auf die Schulter klopfen. Oder halt der Sunny 16-Regel, hehe.
Sunny 16 #1: Approved!

Es klingt schon durch: Die Fotos sind ziemlich … normal. Aber die Erfahrung, dass ich ohne Belichtungsmesser normale Fotos hingekriegt habe, hat mir eine gewisse künstlerische Freiheit gegeben. Ich habe jetzt einen Anhaltspunkt, an dem ich mich zukünftig orientieren kann, um selbstständig(er) meine Einstellungen für Blende und Verschlusszeit zu entscheiden und damit den Lichteinfall ein wenig mehr zu beeinflussen. „Wie viel Licht möchte ich für dieses Motiv haben? Mit DIESEN Einstellungen könnte ich das Bild in meinem Kopf umsetzen!“ Mit diesem Gefühl und Wissen freue ich mich auf die nächste(n) Runde(n) Sunny 16!

Warum ich mich übrigens mit Worten herumschlage statt einfach paar Fotos zu zeigen? Ich habe die entwickelten Fotos sogar in digitaler Form auf einer CD und müsste sie nicht selbst digitalisieren. Aber! Ich habe kein Laufwerk mehr, in das ich die CD schieben kann und damit habe ich zum aktuellen Zeitpunkt keinen Zugriff auf die digitalisierten Fotos. Äh ja.
Aber wie du siehst, hat mich das nicht davon abgehalten, schon mal paar Gedanken loszuwerden. Tatsächlich finde ich es auch ganz interessant, mit diesem Post die Gedanken in den Vordergrund zu stellen und ein anderes Mal die fotografischen Ergebnisse zu zeigen.
Übrigens: Sogar nach mehr als zehn Tage nachdem ich meinen Auftrag abgeholt habe, steht im System des Drogeriemarktes drin, dass der Auftrag „Versendet“ wurde. Wenn ich nur dem Internet getraut hätte und meine Ungeduld, gepaart mit Hoffnung, mich nicht zum Drogeriemarkt gezogen hätten… dann hätte ich bis heute nicht diesen wunderschönen Post schreiben können! 😛

Plan 1.1: Au revoir „Regelmäßig tiefgründige Texte“

Upsi! Zu hohe Erwartungen gehabt – das habe ich jetzt auch erkannt.
Letztes Mal habe ich von meiner Erkenntnis geschrieben, dass das Schreiben irgendwie nicht so easy peasy ist wie ich dachte.  Es gab einen Plan – ich nenne ihn Plan 1.0 – den ich überdenken will. Meine Erwartung ganz am Anfang?
Regelmäßige Posts (1x/Woche), die „komplexere, tiefgründige“ Themen beleuchten sollten. Und wenn es mal mit diesen „komplexen, tiefgründigen“ Themen nicht klappt, dann kann ich mal was „seichtes“ schreiben und posten. Sowas wie: Das habe ich gemacht und habe dabei dies gelernt. Oder: Das ist mir heute passiert und muss ich allen erzählen. So Tagebuch-mäßig.
Warum aber dieser Druck mit der Regelmäßigkeit und der „Tiefe“? Tja, so ganz genau weiß ich es (noch) nicht. Aber ich drösel es jetzt mal auf:
Achja: „tiefgründig“ und „seicht“ bisher in Anführungszeichen, weil das subjektive Bewertungen sind – ab jetzt lasse ich die Anführungszeichen weg.

Punkt 1: regelmäßig

Der eigene Blog ist ein Projekt, das ich mir schon lange vorgenommen habe. Dieses Jahr hab ich es endlich umgesetzt – darauf bin ich saustolz. Aber zum Projekt Blog gehört nicht nur die Erstellung eines Blogs. Vor allem „lebt“ ein Blog, indem er mit Inhalt gefüllt wird – den Posts, die veröffentlicht werden. „Da passiert was!“ Sonst ist so ein Blog eher tot (genauso wie Podcasts, YouTube-Kanäle und Instagram-Accounts sowieso).
Wäre mein Ziel gewesen eine Webseite zu erstellen, dann wäre die Frage nach regelmäßig neu erscheinenden Posts nicht so relevant. Eine Webseite ist eher Werbung und muss nicht so regelmäßig mit neuem Zeug gefüttert werden. Aber ich hab mich für einen Blog entschieden und dazu gehört neuer Inhalt. Und das regelmäßig, weil ich finde, dass es einfacher ist, mir vorzunehmen in regelmäßigen Abständen etwas zu posten als „wenn mir mal danach ist“. Gerade bei einem Blog endet es leider öfter als gewollt in „irgendwie schon lange her, dass ich was gepostet habe – jetzt ist’s auch egal“. Und damit ist der Blog hopps, aufgegeben. Mit der selbst auferlegten Regelmäßigkeit habe ich mich ein wenig zu meinem eigenen Glück gezwungen (hehe).
Mir war also klar, dass der Blog regelmäßig meine Aufmerksamkeit braucht, falls ich will, dass er nicht bald scheitert. Aber mir war nicht klar, dass diese Aufmerksamkeit durchaus Arbeit und Anstrengung bedeutet. Und 1x/Woche war offenbar wohl doch ziemlich hoch angesetzt, hehe.

Punkt 2: tiefgründige Texte

Ich habe keine Vorstellung, was mit tiefgründig genau gemeint ist. Aber im Allgemeinen hat jede:r ein vages Bauchgefühl dafür, was das bedeuten könnte.
Es gibt Textsorten, die sind eher schnell geschrieben, weil sie inhaltlich nicht besonders komplex sind. Wenn ich Tagebuch schreibe, dann kommt’s direkt aus dem Hirn aufs Papier.
Und es gibt Themen, die komplex sind und/oder kontrovers diskutiert werden, die mich saumäßig interessieren und zu denen ich mir gerne eine Meinung bilde und diese anschließend teilen will. Mir war bewusst, dass Recherche zeitaufwendig ist. Aber mir war nicht bewusst, welchen Gedankenstrudel sie in meinem Kopf auslösen – nur beim Versuch einen (1!) Gedanken auf Papier zu bringen und bevor die Recherche überhaupt begonnen hat. Da muss viel sortiert werden! Und das bedeutet Zeit. In Kombination mit Punkt 1: schwierig.
Das Gegenteil von tiefgründigen Texten sind meine Logbuch-Posts, wo ich von aktuellen Projekten und Erkenntnissen schreibe. Damit sind seichte Texte gemeint, denn meine Erfahrung will und muss ich nicht von vielen Seiten beleuchten.

maipenquynh/Plan 1.1

Ich musste also ein paar Schritte zurückgehen, dort hin, wo die Entscheidung getroffen wird, wie oft und was ich posten möchte. Plan 1.1 für maipenquynh:
Ich werde den Rhythmus entzerren bzw. flexibler machen.
Und das war’s dann auch schon. Was den Inhalt angeht, möchte ich mich nicht entscheiden und keine Gewichtung geben. Es wird wahrscheinlich darauf hinauslaufen, dass es mehr seichte Texte sein werden, wie die Logbuch-Texte zu meinen Interessen und Hobbys. Obwohl ich an den komplexeren, meiner Meinung nach gesellschaftsrelevanteren, Themen sehr interessiert bin. Dennoch habe mich entschieden, dass die Regelmäßigkeit – der lebende Blog – mir gerade wichtiger ist als der Inhalt.

Plus: Manchmal finden sich auch in seichten Themen und dem Nachgehen von Hobbys sehr interessante Erkenntnisse, die auf der gesellschaftlichen Ebene relevant sind. Beispiel? Allein dieser Post könnte folgende gesellschaftlichen Themen anschneiden: Perfektionsdruck, (zu hohe) Erwartungen an sich selbst, Lernprozess. Und so kann ich manchmal eine Brücke schlagen zwischen seicht und tief(gründig). Heute gehört der Text aber beiden Kategorien an: Logbuch und Allgemein (will ich irgendwann auch mal ändern).

So, und mit diesem Text haben sich wieder zehn neue Gedanken eröffnet. Ich werkel mal an den nächsten Gedanken… vielleicht wird daraus eine ganze Reihe an Posts zum maipenquynh/Plan 1.1 😀

Vom Gedanken zum Text – unerwartet schwer

Das „nicht-nur-für-mich“-Schreiben, im Gegensatz zum Tagebuch/Journaling, fällt mir deutlich schwerer als ich dachte. Tagtäglich sausen hunderte von Gedanken (minimal übertrieben) durch meinen Kopf und damit mindestens so viele Schreibimpulse. „Das muss ich in einen Text packen und der Welt mitteilen!“, ruft es in meinem Kopf. Aber wie ich jetzt gemerkt habe, ist der Weg von einem losen Gedanken zu einem strukturierten Text ein langer Weg. Ein sehr langer Weg.

Es ist frustrierend, ernüchternd und demotivierend. Wenn ich da sitze und versuche, die Gedanken zu sortieren und es einfach nicht gelingen will. Das Gefühl hatte ich bereits beim Text mit meinem Gewissen und meiner Wohlfühlblase (here). Da dachte ich noch, dass es am Thema liegt, das ich als vielschichtig und komplex wahrnehme und mir deshalb eine klare Strukturierung schwer fiel. So langsam habe ich aber das Gefühl, dass das was grundsätzliches bei mir sein könnte. Es scheint bei mir nicht zu funktionieren, dass ich mich an Papier & Stift setze (oder Bildschirm & Tastatur) und dann fließen die Wörter schon von selbst in einen schönen und sinnvollen Text.
Oh, sicherlich nicht! Die Wörter fließen, das ja. Und da hört es mit meinem Wunschdenken schon auf und das Problem taucht erst auf. Strukturieren! Ist gar nicht so einfach. Das Ding ist nämlich: Ein Text verläuft „linear“. Damit meine ich, dass ich einen Text lese, Wort für Wort und Satz für Satz. Und dadurch erfasse ich als Leserin schrittweise den Inhalt.
Das Denken dagegen passiert nicht wirklich „linear“. Wenn ich gerade dabei bin, einen Gedanken in einen Satz zu verbauen, ploppen im Kopf links und rechts noch mindestens tausend weitere Gedanken auf, die eingebaut werden wollen. Sowas kann ich nicht 1:1 übernehmen, weil sonst jede:r verloren geht im Text – inklusive mir. Deshalb strukturiert man Texte, was aber mächtig anstrengend ist. Ich habe mir das Schreiben von Gedanken zu Blogtexten irgendwie einfacher vorgestellt (LOL).

Dazu kommt, dass ich noch keinen passenden „Schreibmodus“ gefunden habe. Anfangs dachte ich, dass die Muse zum Schreiben und Strukturieren schon kommen wird, wenn ich mir Zeit nehme und mich hinsetze. Auch hier habe ich feststellen müssen, dass das bei mir auf diese Weise nicht funktioniert. Mehrere Male entstand nicht mehr als chaotisches Blabla und damit kam der Frust. Und soeben ist mir in der Hinsicht eines klar geworden: Ich denke immer noch zu ergebnisorientiert. Vielleicht ist die Prozessorientierung ein Schritt in die richtige Richtung. Ich sollte weniger versuchen, meinen Text zu einem bestimmten Zeitpunkt zu beenden und weniger auf das Ergebnis (und das Ende) hinzuarbeiten. Und stattdessen die Zeit und den Prozess des Schreibens, wo ich die Wörter hin- und herwerfe, ein bisschen mehr … genießen. Nicht, dass dieser Wechsel einfach wäre. Aber es gilt: Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung – Sprichwörter sind genau mein Ding, hehe.
Zum fehlenden Schreibmodus gehört auch die fehlende angenehme Schreibumgebung. Jede:r hat eine motivierende und stimulierende Schreibumgebung. Vielleicht eine bestimmte Uhrzeit, ein bestimmter Ort, eine bestimmte Herangehensweise, eine bestimmte Atmosphäre. Ich habe noch keinen Anhaltspunkt, was mich zum Schreiben motiviert und möchte das jetzt step by step und mit der Trial and Error-Methode herausfinden.
Und last but not least ein Gedanke, der von den zwei Rice and Shine-Podcasterinnen und Journalistinnen Vanessa Vu und Minh Thu Tran angestoßen wurde: Quantität über Qualität (das ist meine Interpretation). Oder wie andere sagen würden: Übung macht den Meister.

Diese Dinge packe ich also in meinen Fazitkoffer fürs Schreiben:
  • Weniger ergebnisorientiert, mehr prozessorientiert schreiben.
  • Quantität über Qualität.
  • Motivierende Schreibumgebung entdecken.

Foto von Jessica Lewis von Pexels. Bearbeitet von mir.

PS: Jop, ich benutze Stockphotos. Es müssen nicht immer die eigenen Fotos sein, andere sind auch ziemlich cool!