Plan 1.1: Au revoir „Regelmäßig tiefgründige Texte“

Upsi! Zu hohe Erwartungen gehabt – das habe ich jetzt auch erkannt.
Letztes Mal habe ich von meiner Erkenntnis geschrieben, dass das Schreiben irgendwie nicht so easy peasy ist wie ich dachte.  Es gab einen Plan – ich nenne ihn Plan 1.0 – den ich überdenken will. Meine Erwartung ganz am Anfang?
Regelmäßige Posts (1x/Woche), die „komplexere, tiefgründige“ Themen beleuchten sollten. Und wenn es mal mit diesen „komplexen, tiefgründigen“ Themen nicht klappt, dann kann ich mal was „seichtes“ schreiben und posten. Sowas wie: Das habe ich gemacht und habe dabei dies gelernt. Oder: Das ist mir heute passiert und muss ich allen erzählen. So Tagebuch-mäßig.
Warum aber dieser Druck mit der Regelmäßigkeit und der „Tiefe“? Tja, so ganz genau weiß ich es (noch) nicht. Aber ich drösel es jetzt mal auf:
Achja: „tiefgründig“ und „seicht“ bisher in Anführungszeichen, weil das subjektive Bewertungen sind – ab jetzt lasse ich die Anführungszeichen weg.

Punkt 1: regelmäßig

Der eigene Blog ist ein Projekt, das ich mir schon lange vorgenommen habe. Dieses Jahr hab ich es endlich umgesetzt – darauf bin ich saustolz. Aber zum Projekt Blog gehört nicht nur die Erstellung eines Blogs. Vor allem „lebt“ ein Blog, indem er mit Inhalt gefüllt wird – den Posts, die veröffentlicht werden. „Da passiert was!“ Sonst ist so ein Blog eher tot (genauso wie Podcasts, YouTube-Kanäle und Instagram-Accounts sowieso).
Wäre mein Ziel gewesen eine Webseite zu erstellen, dann wäre die Frage nach regelmäßig neu erscheinenden Posts nicht so relevant. Eine Webseite ist eher Werbung und muss nicht so regelmäßig mit neuem Zeug gefüttert werden. Aber ich hab mich für einen Blog entschieden und dazu gehört neuer Inhalt. Und das regelmäßig, weil ich finde, dass es einfacher ist, mir vorzunehmen in regelmäßigen Abständen etwas zu posten als „wenn mir mal danach ist“. Gerade bei einem Blog endet es leider öfter als gewollt in „irgendwie schon lange her, dass ich was gepostet habe – jetzt ist’s auch egal“. Und damit ist der Blog hopps, aufgegeben. Mit der selbst auferlegten Regelmäßigkeit habe ich mich ein wenig zu meinem eigenen Glück gezwungen (hehe).
Mir war also klar, dass der Blog regelmäßig meine Aufmerksamkeit braucht, falls ich will, dass er nicht bald scheitert. Aber mir war nicht klar, dass diese Aufmerksamkeit durchaus Arbeit und Anstrengung bedeutet. Und 1x/Woche war offenbar wohl doch ziemlich hoch angesetzt, hehe.

Punkt 2: tiefgründige Texte

Ich habe keine Vorstellung, was mit tiefgründig genau gemeint ist. Aber im Allgemeinen hat jede:r ein vages Bauchgefühl dafür, was das bedeuten könnte.
Es gibt Textsorten, die sind eher schnell geschrieben, weil sie inhaltlich nicht besonders komplex sind. Wenn ich Tagebuch schreibe, dann kommt’s direkt aus dem Hirn aufs Papier.
Und es gibt Themen, die komplex sind und/oder kontrovers diskutiert werden, die mich saumäßig interessieren und zu denen ich mir gerne eine Meinung bilde und diese anschließend teilen will. Mir war bewusst, dass Recherche zeitaufwendig ist. Aber mir war nicht bewusst, welchen Gedankenstrudel sie in meinem Kopf auslösen – nur beim Versuch einen (1!) Gedanken auf Papier zu bringen und bevor die Recherche überhaupt begonnen hat. Da muss viel sortiert werden! Und das bedeutet Zeit. In Kombination mit Punkt 1: schwierig.
Das Gegenteil von tiefgründigen Texten sind meine Logbuch-Posts, wo ich von aktuellen Projekten und Erkenntnissen schreibe. Damit sind seichte Texte gemeint, denn meine Erfahrung will und muss ich nicht von vielen Seiten beleuchten.

maipenquynh/Plan 1.1

Ich musste also ein paar Schritte zurückgehen, dort hin, wo die Entscheidung getroffen wird, wie oft und was ich posten möchte. Plan 1.1 für maipenquynh:
Ich werde den Rhythmus entzerren bzw. flexibler machen.
Und das war’s dann auch schon. Was den Inhalt angeht, möchte ich mich nicht entscheiden und keine Gewichtung geben. Es wird wahrscheinlich darauf hinauslaufen, dass es mehr seichte Texte sein werden, wie die Logbuch-Texte zu meinen Interessen und Hobbys. Obwohl ich an den komplexeren, meiner Meinung nach gesellschaftsrelevanteren, Themen sehr interessiert bin. Dennoch habe mich entschieden, dass die Regelmäßigkeit – der lebende Blog – mir gerade wichtiger ist als der Inhalt.

Plus: Manchmal finden sich auch in seichten Themen und dem Nachgehen von Hobbys sehr interessante Erkenntnisse, die auf der gesellschaftlichen Ebene relevant sind. Beispiel? Allein dieser Post könnte folgende gesellschaftlichen Themen anschneiden: Perfektionsdruck, (zu hohe) Erwartungen an sich selbst, Lernprozess. Und so kann ich manchmal eine Brücke schlagen zwischen seicht und tief(gründig). Heute gehört der Text aber beiden Kategorien an: Logbuch und Allgemein (will ich irgendwann auch mal ändern).

So, und mit diesem Text haben sich wieder zehn neue Gedanken eröffnet. Ich werkel mal an den nächsten Gedanken… vielleicht wird daraus eine ganze Reihe an Posts zum maipenquynh/Plan 1.1 😀

Vom Gedanken zum Text – unerwartet schwer

Das „nicht-nur-für-mich“-Schreiben, im Gegensatz zum Tagebuch/Journaling, fällt mir deutlich schwerer als ich dachte. Tagtäglich sausen hunderte von Gedanken (minimal übertrieben) durch meinen Kopf und damit mindestens so viele Schreibimpulse. „Das muss ich in einen Text packen und der Welt mitteilen!“, ruft es in meinem Kopf. Aber wie ich jetzt gemerkt habe, ist der Weg von einem losen Gedanken zu einem strukturierten Text ein langer Weg. Ein sehr langer Weg.

Es ist frustrierend, ernüchternd und demotivierend. Wenn ich da sitze und versuche, die Gedanken zu sortieren und es einfach nicht gelingen will. Das Gefühl hatte ich bereits beim Text mit meinem Gewissen und meiner Wohlfühlblase (here). Da dachte ich noch, dass es am Thema liegt, das ich als vielschichtig und komplex wahrnehme und mir deshalb eine klare Strukturierung schwer fiel. So langsam habe ich aber das Gefühl, dass das was grundsätzliches bei mir sein könnte. Es scheint bei mir nicht zu funktionieren, dass ich mich an Papier & Stift setze (oder Bildschirm & Tastatur) und dann fließen die Wörter schon von selbst in einen schönen und sinnvollen Text.
Oh, sicherlich nicht! Die Wörter fließen, das ja. Und da hört es mit meinem Wunschdenken schon auf und das Problem taucht erst auf. Strukturieren! Ist gar nicht so einfach. Das Ding ist nämlich: Ein Text verläuft „linear“. Damit meine ich, dass ich einen Text lese, Wort für Wort und Satz für Satz. Und dadurch erfasse ich als Leserin schrittweise den Inhalt.
Das Denken dagegen passiert nicht wirklich „linear“. Wenn ich gerade dabei bin, einen Gedanken in einen Satz zu verbauen, ploppen im Kopf links und rechts noch mindestens tausend weitere Gedanken auf, die eingebaut werden wollen. Sowas kann ich nicht 1:1 übernehmen, weil sonst jede:r verloren geht im Text – inklusive mir. Deshalb strukturiert man Texte, was aber mächtig anstrengend ist. Ich habe mir das Schreiben von Gedanken zu Blogtexten irgendwie einfacher vorgestellt (LOL).

Dazu kommt, dass ich noch keinen passenden „Schreibmodus“ gefunden habe. Anfangs dachte ich, dass die Muse zum Schreiben und Strukturieren schon kommen wird, wenn ich mir Zeit nehme und mich hinsetze. Auch hier habe ich feststellen müssen, dass das bei mir auf diese Weise nicht funktioniert. Mehrere Male entstand nicht mehr als chaotisches Blabla und damit kam der Frust. Und soeben ist mir in der Hinsicht eines klar geworden: Ich denke immer noch zu ergebnisorientiert. Vielleicht ist die Prozessorientierung ein Schritt in die richtige Richtung. Ich sollte weniger versuchen, meinen Text zu einem bestimmten Zeitpunkt zu beenden und weniger auf das Ergebnis (und das Ende) hinzuarbeiten. Und stattdessen die Zeit und den Prozess des Schreibens, wo ich die Wörter hin- und herwerfe, ein bisschen mehr … genießen. Nicht, dass dieser Wechsel einfach wäre. Aber es gilt: Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung – Sprichwörter sind genau mein Ding, hehe.
Zum fehlenden Schreibmodus gehört auch die fehlende angenehme Schreibumgebung. Jede:r hat eine motivierende und stimulierende Schreibumgebung. Vielleicht eine bestimmte Uhrzeit, ein bestimmter Ort, eine bestimmte Herangehensweise, eine bestimmte Atmosphäre. Ich habe noch keinen Anhaltspunkt, was mich zum Schreiben motiviert und möchte das jetzt step by step und mit der Trial and Error-Methode herausfinden.
Und last but not least ein Gedanke, der von den zwei Rice and Shine-Podcasterinnen und Journalistinnen Vanessa Vu und Minh Thu Tran angestoßen wurde: Quantität über Qualität (das ist meine Interpretation). Oder wie andere sagen würden: Übung macht den Meister.

Diese Dinge packe ich also in meinen Fazitkoffer fürs Schreiben:
  • Weniger ergebnisorientiert, mehr prozessorientiert schreiben.
  • Quantität über Qualität.
  • Motivierende Schreibumgebung entdecken.

Foto von Jessica Lewis von Pexels. Bearbeitet von mir.

PS: Jop, ich benutze Stockphotos. Es müssen nicht immer die eigenen Fotos sein, andere sind auch ziemlich cool!

Sunny 16: Der Film ist voll und abgegeben – jetzt: warten | Sunny 16 #1, Teil 2

Das letzte Mal (here) habe ich von der Entdeckung der Sunny 16-Regel erzählt. Mit meiner Kamera namens Nola wollte ich das direkt praktisch ausprobieren und habe in den manuellen Modus gewechselt, wo ich vor dem Schießen des Bildes die Blende und die Verschlusszeit selbst einstellen muss. Diese Aufgabe hat sonst Nola übernommen und ich nun ihr abgenommen. Trotzdem gibt Nola weiterhin ihren Senf dazu. Meine Kamera hat einen funktionierenden Belichtungsmesser und im Sucher wird mir dann eine Einschätzung zu den gewählten Einstellungen gegeben. Ich sehe ein Plus-Zeichen, wenn mit den Einstellungen das Bild eher überbelichtet wird oder ein Minus-Zeichen, wenn es eher unterbelichtet wird. Oder tatsächlich keins von beiden – dann wäre das Bild laut der Kamera gut belichtet.

Das erschwert das Ausprobieren der Sunny 16-Regel, weil ich diese Bewertung nämlich schwer ignorieren kann. Muss ja durch den Sucher schauen, um den Bildausschnitt zu sehen. Aber dort ist dann eben auch dieser Kommentar (bisher immer ein Plus oder Minus, nie perfekt gewesen haha). Um mich nicht zu sehr beeinflussen zu lassen, lege ich vor dem Durchgucken und dem Bildschießen schon alle Einstellungen fest. Ohne durch die Kamera zu gucken, checke ich vorher die Lichtsituation ab, wende die Sunny 16-Regel an und entscheide mich für meine Einstellungen und stelle sie ein. Auch wenn ich einen letzten Blick durch den Sucher machen muss und Nolas Meinung nochmal sehe, bleibe ich konsequent und ändere nichts mehr. Ich drücke den Auslöser und schieße das Foto.
Aber wenn ich dann ein Minus-Zeichen im Sucher sehe, dann lasse ich mich manchmal schon dazu hinreißen, ein zweites Foto zu machen mit angepassten Einstellungen. So gar nicht beeinflussen lassen vom Belichtungsmesser funktioniert also bei mir (noch) nicht. Immerhin das erste Bild ist immer „mein“ Bild.

Ich bekomme also recht schnell ein „objektives“ Feedback, ob meine Einstellungen passen. Und bisher scheint es so, dass ich eher dazu tendiere meine Bilder unterzubelichten – „objektiv“ gesehen. Und habe dann in nachfolgenden Fotos diese Kommentare durchaus mitgedacht und die Einstellungen angepasst, sodass sie ein bisschen heller werden. Wie gut die Bilder letztendlich belichtet wurden – und viel wichtiger, ob mir die Bilder mit der Belichtung gefallen – kann ich noch nicht sagen. Ich habe die Ergebnisse noch nicht. (Schrecklich, dieses Warten! Warum tu ich mir das mit dieser analogen Fotografie an?)

Den vollen Film habe ich letzte Woche abgegeben und bin jetzt gespannt, wie die Fotos werden. Und frage mich, wie viele Fotos überhaupt was geworden sind. Sind denn alle Bilder halbwegs gut belichtet worden, sodass etwas erkennbar ist? Oder ist die Hälfte für die Tonne? xD

Jetzt heißt es abwarten und Tee trinken. Aber das tu ich eh immer.

Foto von Julia Sakelli von Pexels. Spruch von unbekannt. Bearbeitet von mir.

(Lies hier: Teil 1 und Fortsetzung im Teil 3)