Lernlogbuch: Lernprozesse sichtbarer machen (Neues Blog-Format)

Auf meinem Blog geht es viel ums Lernen. Lernen ist nicht unbedingt ein Hobby und ich bin nicht ständig durstig nach Wissen, aber ich sträube mich auch nicht dagegen und von Zeit zu Zeit genieße ich Lernprozesse auch. Mich dagegen zu sträuben wäre auch wenig sinnvoll und würde mir das Leben erschweren, denn ich habe sehr viele Interessen und meine Projektliste ist ewig lang. Alles will ich können. Das bedeutet aber auch, dass ich alles mal gelernt haben muss. Aber ganz am Anfang, bevor ich halbwegs „gut“ (1) in etwas sein kann, steht der erste Schritt des Lernwegs. Und der ist immer sehr gut spürbar – es heißt bestimmt nicht ohne Grund „Aller Anfang ist schwer“. Wobei das Lernen im Allgemeinen sau anstrengend ist, da zwischendrin immer wieder Momente des Frusts auftauchen, weil irgendwas dazwischen kommt und Lernen nicht linear ist.

Anfängerin sein ist frustrierend

Anfängerin in einer neuen Tätigkeit zu sein, hat sicherlich seine eigene Magie. Aber gerade nach den ersten Schritten und wenn man schon einen Einblick in die Materie hat, ist es ernüchternd zu sehen, wo man selbst erst steht und was noch alles möglich ist.  Mich überkommt dann eine Welle der Überforderung und des Frusts, weil ich nicht weiß, wie ich jemals über Schritt 3 hinauskommen soll. Vor allem in Anbetracht dessen, dass ich meistens nicht nur eine Sache zu einer Zeit mache (nicht weil ich toll und multitasking fähig bin, sondern weil ich für alles mögliche den Impuls „Jetzt sofort damit anfangen!“ habe und ich diesem Impuls nicht entgegekomme, wenn ich den Fokus auf eine Sache setze und dann wäre ich wiederum frustriert #FOMO).

Wir alle starten bei 0 und mit der Zeit gehen wir unsere Schritte und machen Lernfortschritte. Aber was meistens gezeigt wird, ist der Erfolg. Das, was man geschafft hat und worauf man stolz ist. Das ist absolut nachvollziehbar. Gleichzeitig bekomme ich nur wenig von Momenten des Frusts oder Misserfolgen mit und wie Menschen damit umgehen und finde das schade.

Lernlogbuch – Meinen Lernprozess sichtbarer machen

Ich weiß nicht, ob ich es besser kann, aber ich will es mal mit einer Art Lernlogbuch probieren. Zwischendurch will ich festhalten, was ich schon geschafft und auch nicht geschafft habe. Lessons learned, wie ich es aus dem Arbeitskontext kenne.

Und auch wenn ich jetzt schreibe, dass ich meinen Lernfortschritt dokumentieren will, so wird es niemals vollständig sein. Das gezeigte Verhältnis aus Erfolg und Misserfolg wird nie wahr sein, weil Misserfolge immer unter- und Erfolge immer überrepräsentiert  sind. Bei mir wird es bestimmt nicht anders sein. Aber spätestens wenn der Frust richtig hart kickt, werde ich hier davon erzählen. Und gleichzeitig sensibilisiere ich mich hiermit dafür, auch kleinere Momente des Frusts zu dokumentieren.

Es gibt viel zu erzählen – ich war unterwegs in meinen Kategorien Irgendwas mit Foto und Scanner-Fokus. Dazu kommt noch die neue Kategorie Mein Blog und ich. Es zieht mich gedanklich immer wieder auf die Metaebene, wie es mir ergeht mit meinem Blog, daher bekommt es jetzt mal eine eigene Kategorie.

Anfangs wollte ich alle Learnings in einen Post packen (wie bei diesem Update hier), aber dann sind es nur kurze Abrisse und das wird den Themen nicht gerecht. Daher splitte ich das. Stichpunkte habe ich mir schon gemacht und jetzt geht es daran, die auszuformulieren

(1) Wie immer: Was auch immer „gut“ bedeutet.

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Als die NFL mich zu einer Ode an das Lernen inspirierte

Der erste Text, den ich 2021 schreibe (und nicht schon vorher vorbereitet habe) und wer hätte gedacht, dass es um eine Sportart geht, die ich bis vor 3 Monaten so gut wie gar nicht beachtet habe? Ich auf jeden Fall nicht. Es geht um den American Football. Und keine Sorge: Es geht nur so halb um den Sport selbst.

Der American Football also. Seit November 2020 ist es zu meinem Sonntagsritual geworden, mich vor den Fernseher zu setzen und einem laufenden Football-Spiel zu folgen. Ich habe bis heute keine Ahnung, um wie viel Uhr die Spiele losgehen. Schon gar nicht, wer gegen wen spielt. Ich weiß nur, dass irgendein Spiel am Abend schon laufen wird und ich mich davor setzen und das Spiel verfolgen kann.
Du merkst: So richtig Ahnung habe ich nicht.
Ich weiß noch nicht mal, ob American Football die richtige Bezeichnung ist. Denn eigentlich „verfolge“ ich die NFL – die National Football League – die Profiliga in den Vereinigten Staaten. Das Highlight der NFL ist übrigens der Super Bowl, der auch in Deutschland in den letzten Jahren bekannter geworden ist.

Faszination NFL feat. Faszination lernen

Die NFL fasziniert mich auf viele Arten und Weisen. Die NFL ist eine Liga und damit ein System, in dessen Mittelpunkt das Spiel des American Football steht. Die Regeln des American Football sind eigentlich nicht kompliziert, aber irgendwie auch doch. Mir wurde erklärt, wie eine Mannschaft Punkte erzielen kann, um das Spiel zu gewinnen. Das ist übrigens nicht so schwer zu verstehen – zumindest in den Grundzügen (falls du es auch verstehen willst: Am Ende findest du was). Deshalb hatte ich recht schnell ein Erfolgsgefühl und dachte ich wäre jetzt schon voll Profi-mäßig unterwegs und check alles. Tja, nicht ganz.

Auch wenn die Grundlagen nicht schwer sind, gehen die Regeln viel tiefer und alles mögliche ist ziemlich genau definiert. Beispielsweise wann ein gefangener Ball als gefangen gilt und wann nicht (irgendwas mit zwei Knien im Spielfeld?). Und dann merke ich wieder, wie unwissend ich eigentlich bin. Frustrierend? Nein, irgendwie nicht.
Eher das Gegenteil: Ich finde es super spannend und vor allem auch motivierend und rewarding, immer wieder eine Regel des Spiels kennenzulernen und zu verstehen. Ja, es scheint ganz schön viel zu sein. Gleichzeitig ist die Lernkurve ziemlich steil, wenn man will. Und ich merke, dass ich will, weil ich es nicht aushalten kann, wenn ich irgendetwas von den Kommentatoren höre und nicht verstehe.
Die NFL ist für mich aktuell ein Lernprozess, der total zwanglos ist und super viel Spaß macht. Und ich frage mich und dich ehrlich: Wie oft kommt es vor, dass der Lernprozess sich genauso anfühlt?

Mal auf die Meta-Ebene: Ich denke, dass es egal ist, um welches Thema es geht. Eine Freundin von mir hat Darts für sich entdeckt und fand es sehr spannend als sie es angeschaut hat. Ich habe weiterhin keine Ahnung von Darts. Was mir aber klar geworden ist, ist die Tatsache, dass es einfach saumäßig Spaß macht, etwas zu verstehen. Vor allem etwas, was man nie vorhatte zu verstehen. Denn ohne Vorhaben, keine Erwartungen und dort keine Enttäuschungen. Aber auch: Keine Eile. Es ist angenehm, in diesem (langsamen) Tempo zu lernen.
Wie du siehst, ist das heute hier eigentlich eine Ode an das Lernen 😀

Und jetzt doch: Paar NFL-Gedanken meinerseits

Um wenigstens ein bisschen über die NFL als Sport zu reden, kommt jetzt doch noch eine Random-Liste mit Dingen, die mir im Zusammenhang mit der NFL immer wieder einfällt und fasziniert:
  • Es gibt zu allem – wirklich allem! – Statistiken. Ich bin erstaunt, wie gut alles getrackt wird. Wirklich, es wird alles getrackt! Beispiel: Wie viele Yards Spieler X schon in der Saison (oder besser noch: in der ganzen Profikarriere) gelaufen ist.
  • Ja, es wird in Yards statt Metern gezählt. 1 yard = 0.9144 m, überschlagen also 1 yard = 90 cm.
  • Das Prinzip der Spiele ähnelt dem Prinzip einer Fußball-Meisterschaft. Es gibt erst Gruppenspiele und dann die Play-Offs. Es gibt 32 Mannschaften, die jede Saison in der „Gruppenspiele-Phase“ in einem extrem ausgefeilten Spielplan gegeneinander spielen und in dieser Zeit so viele Spielsiege wie möglich einfahren möchten. Aber das System ist nicht einfach „jede Mannschaft gegen jede“ – das wären zu viele Spiele. Es ist wirklich ausgefeilt und das zu durchblicken, war schon eine kleine Herausforderung.
  • Im deutschen Fernsehen wird jedes Spiel immer durch zwei Kommentatoren begleitet (ich glaube, dass das bei allen Sportarten so ist), die man als Zuschauer:in auch im Fernsehen sieht in den Pausen. Und dann gibt’s noch Icke, den Netman (was ein Netman genau ist, habe ich auch noch nicht herausgefunden – auf jeden Fall wird Icke anscheinend abgefeiert). Und dieses 3er-Team erklärt und gibt Hilfestellung, um die Spiele besser zu verstehen. Es macht wirklich Spaß, sich auf die Couch zu setzen mit den Leuten. Hat mittlerweile was vertrautes LOL.
  • Es gibt extrem viel Werbung – das nervt. Vor allem ist es immer die gleiche Werbung, die gezeigt wird. Ughhh. Sie dauern nicht lange, aber es sind wirklich viele.
  • Ein Spiel besteht aus vier Vierteln à 15 min. Zwischen dem 2. und 3. Viertel gibt es angeblich eine Halbzeitpause von 12 min. Ein Spiel könnte knapp 1 Stunde 15 Minuten dauern. Forget it. So zwei bis drei Spielstunden sind da schon eher drin. Die Zeit wird sehr häufig im Spiel gestoppt.
  • Ich habe bisher noch kein Spiel von Anfang bis Ende geschaut …
  • Einige Spiele beginnen in Deutschland zu den unmöglichsten Zeiten (so nachts, kurz vor 2 Uhr). Ein großer NFL-Fan werde ich also nicht.
  • Die Mannschaften wurden nach Tieren oder anderen Symbolen benannt und diese Bezeichnungen werden eigentlich immer angesagt – nicht die Städtenamen. Das bedeutet, dass ich meistens keine Ahnung habe, woher eine Mannschaft kommt, wenn nur das Symbol der Mannschaft genannt wird. Ich mein, wie soll ich darauf kommen, dass die Bears die Chicago Bears sind?

Übrigens ist es auch ganz interessant und amüsant, keine Mannschaft zu kennen. Das bedeutet auch, dass ich (noch) keine Lieblings- oder Hassmannschaft habe. Wer gewinnt, ist für mich also nicht so wichtig. Wichtiger ist mir, dass das Spiel spannend ist – was wiederum bedeutet, dass das für die spielenden Mannschaften umso nervenzehrender ist – oha! Mal sehen, ob ich irgendwann doch mal einen Favoriten haben werde! 😀

Ins Wochenende mit den Play-Offs

Mit diesem Post verabschiede ich mich in das Wochenende, wo die Play-Offs weitergehen – die jetzt vergleichbar sind mit einem Viertelfinale. Vier Spiele, acht Teams, die gegeneinander antreten und dem Super Bowl näher kommen wollen. In dem Sinne: Schickes Wochenende!

Und falls du jetzt wissen willst, wie dieses Spiel mit dem nicht-kugelförmigen Ball funktioniert, habe ich hier zwei Videos gefunden, die zusammen unter 5 min dauern (!). Das erste Video ist bisschen kürzer und erklärt wirklich die Grundlagen der Grundlagen. Das zweite Video ist bisschen ausführlicher, trotzdem noch unter 3 min. Hab auch was dazu gelernt 😀