Von Regen zur Perle

Ermutigt durch das Format Wochenblatt bei Jutta habe ich letztes Jahr den Blättern der Pflanzen in meiner Umgebung mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Und auch wenn ich nicht in das Format/Projekt eingestiegen bin, wo jede Woche ein Blatt im Fokus steht – der Titel ist Programm! – bin ich letzten Sommer mit dem Format im Hinterkopf in die Welt gezogen. Und so fiel mein Blick auf einen Busch, den ich während eines Spaziergangs ohne Kamera entdeckte. Ich fand die Blattform interessant und wollte daher das Blatt vor meine Linse kriegen.

An einem Nachmittag machte ich mich auf den Weg, um Fotos zu machen. Zuerst ein paar „Blattportraits“. Dann zog jedoch etwas anderes meine Aufmerksamkeit auf sich: Kugelrunde, glänzende Tropfen – wie kleine Perlen. Es hatte zuvor geregnet und das war übrig geblieben. Es war eine Herausforderung sie zu fotografieren, denn ich hatte Schwierigkeiten mit dem Fokussieren im Makrobereich. Da galt für mich: Viel ist viel. So stieg die Wahrscheinlichkeit, dass da was dabei sein würde.

Ein Foto aus der Reihe habe ich bereits als Einzelbild gezeigt. Heute gibt es noch die anderen Fotos.

Und so verlängert sich die Liste mit den Gründen wieso Regen doch ganz sympathisch sein kann. Denn nach dem Regen kommen Sonnenschein, blauer Himmel, Regenbogen – und nun auch diese kleinen Perlen.

Ich weiß, das ist ein bisschen sehr romantisierend, aber warum auch nicht? 🌦

(Was das für ein Blatt ist, weiß ich übrigens nicht.)


Kamera + Objektiv: Minolta Dynax 7000i + Minolta AF 100 mm Macro f/2.8
Film: Agfaphoto APX100
Filmentwicklung + Scan: ON FILM LAB

nur ein bild & wie es entstand: Der Efeumantel des Hauses

Der Efeumantel des Hauses

2024

~

Frankfurt. Auf dem Weg zu einem Restaurant, vom Gelände des japanischen Filmfestivals aus. „Läufst du doch zu Fuß statt die Bahn zu nehmen“, sag ich mir. Ich kenn mich nicht aus in Frankfurt. An guten Tagen ein Grund mehr, zu Fuß zu laufen. An schlechten Tagen absolut das Gegenteil und auf jeden Fall Bahn fahren. Es war also ein guter Tag.

Nicht unweit des Geländes und mich fesselt der Anblick dieses Hauses. Was für einen schönen Efeumantel dieses Haus mit Türmchen doch trägt. Ich positioniere mich an eine Straßenecke, genau da wo ich letztlich dieses Foto schieße. Drehe hier und da noch an den Belichtungseinstellungen herum. Durch den Sucher sehe ich, wie das oberste Fenster des efeubedeckten Türmchens sich öffnet. Ein älterer Mann, gut angezogen, zeigt sich und schaut raus. Er schaut in meine Richtung und winkt. Ich drehe mich nach hinten um, um zu sehen, wer hinter mir steht und zurückwinken könnte. Zu meinem Erstaunen, vielleicht auch Schock, sehe ich da niemanden. Er winkt mir zu. Hicks.

Er sieht freundlich aus, trotzdem bin ich peinlich berührt und fühle mich ertappt. Ich winke schließlich zurück und dann steht er noch eine Weile. Ich frage mich, ob er will, dass ich ihn mit aufs Foto nehme. Er geht im Haus und Foto unter, und überhaupt fotografiere ich nicht so gerne fremde Menschen. Ich warte offensichtlich und mache kein Foto.

Er zieht sich zurück und schließt das Fenster. Alles ist wie vorher. Und ich mache mein Foto. Mit dieser Erinnerung zwischen den Filmkörnern.


Kamera + Objektiv: Minolta Dynax 7000i + Minolta AF 50 mm f/1.4
Film: Agfaphoto APX100
Filmentwicklung + Scan: ON FILM LAB