Erkenntnisse aus den ersten 40 Fotos

Huff und Wow zugleich! Ich hatte es im fotolog bereits angerissen, dass ich viel gelernt habe. In den ersten 40 Tagen des Fotoprojektes 365 sind einige Notizen zusammengekommen, viele kleine und große Gedanken und Erkenntnisse. Zusammenfassend kann ich sagen: Es läuft und macht an den meisten Tagen Spaß! xD

Zur Info: Die Kombo dieser Tage war die Sony alpha 99 mit dem 50 mm Objektiv (f/1.7).

  • Ich habe recht früh meine Einstellrädchen angepasst, damit es sich für mich intuitiver zum Bedienen anfühlt (ja, ich habe die Kamera seit Kauf so selten genutzt). Habe also das Gefühl, meine Kamera ein gaaanz kleines bisschen besser zu kennen.
  • Es ist nicht viel Zeit, die ich de facto mit der Kamera verbringe. 3 bis 10 Minuten am Tag – also sehr überschaubar. Wie bei vielen Lernprozessen summiert sich gerade dieses tägliche Bisschen trotzdem. Auch wenn man natürlich geballt einen Fotoausflug machen kann und auf die gleiche Zeit kommt, ist beim Täglichen der Charme eben das sich-jeden-Tag-damit-beschäftigen. Außerdem weiß ich, wann ich neue Erkenntnisse umsetzen kann: morgen. So passiert, als ich am Laptop merkte, dass einige Fotos hintereinander mir zu dunkel waren. Bei den nächsten Fotos bisschen mehr Licht drauf gelassen.
  • Durch die tägliche Aufgabe wurde ich jeden Tag daran erinnert, die Umgebung bewusst wahrzunehmen. Ich merke, wie mein Blick die Umgebung nach Motiven abscannt. Immer auf der Suche nach etwas was mich irgendwie berührt. Licht, Schatten, Farben, Formen, Komposition. Das ist art of noticing in ihrer Bestform.
  • Der Griff zur Kamera wurde viel routinierter. Nicht mehr diese Frage „Nehme ich die Kamera jetzt wirklich mit raus auf den Spaziergang?“. Die Hürde die Kamera sogar in die Stadt mitzuschleppen, um ein Foto für einen Blogbeitrag zu machen, ist kleiner geworden. Die Kamera ist schon bisschen bulky – ohne das Projekt hätte ich wahrscheinlich das Foto einfach mit dem Handy gemacht. Wäre vielleicht auch okay geworden, aber ist trotzdem ein anderes Erlebnis. Es waren die Fotos zu diesem Blogpost.
  • Zwischendrin kam mir die Frage, ob es auch einfach gerade ein richtiger Zeitpunkt für mich im Leben ist, dieses Projekt anzufangen und umzusetzen. Bisher läuft es und auch wenn ich müde Tage habe, so ist es ein Projekt, an dem ich bisher nicht verzage. Mein Lebensalltag ist gerade recht routiniert (im positiven Sinne) und viele Dinge passen gerade.
  • Ich habe das erste Mal Street Photography gemacht (Foto 015). Also Street mit Menschen drauf. Menschen geben eine gewisse Dynamik in ein Foto. Auch wenn ich das sehr gerne bei Anderen sehe, ist es aus Gründen (noch?) nicht mein Fotogenre. Dieses Foto war also ein schönes Erlebnis.
  • Ich fotografiere viel mit Offenblende. Das hat zwar seinen Charme, aber ich möchte häufiger zu den kleineren Blendenöffnungen gehen. Nicht nur, um die Lichtverhältnisse anzupassen, sondern tatsächlich wegen des gestalterischen Aspektes. Weil ich die Tiefenschärfe will.
  • Mir sagte der Begriff OOC nichts. Aus Routine hörte ich in die Podcastfolge von Fotografie Tut Gut 2.0 rein, die OOC im Titel hatte. Als ich lernte, dass das Out of Camera bedeutet, horchte ich auf. Im Endeffekt ist das genau das, was ich mit den Fotos aus meiner Digitalkamera im Rahmen dieses Projektes mache: Das Foto, wie es aus der Kamera kommt, wird genutzt. Bisher ist das mehr Glück als Verstand – so viel habe ich nicht bewusst eingestellt und entschieden. Wäre also ein Impuls, mich damit eingehender zu beschäftigen. Irgendwann x)
    Wobei, eine Sache habe ich tatsächlich entschieden: In JPEG (und nicht in RAW) zu fotografieren *auf die schulter klopf*
  • Ich weiß jetzt schon, dass eine Equipments-Kombo mir gewichtsmäßig zu schwer wird und sehe mich nirgendwo außer zuhause mit der Kombo rumlaufen (außer mal auf einem Ausflug). Ich überlege jetzt also schon, was ich mit dieser Kombo machen werde. (Es geht um die Kombo aus Sony alpha 99 + 100 mm Objektiv.)
  • Es gibt solche Wochen und solche Wochen. Manche Wochen hatten gleich mehrere Fotos in der engeren Auswahl, während ich bei anderen Wochen Schwierigkeiten hatte, überhaupt ein Foto zu finden, das ich für „Wochenliebling“ würdig hielt.
  • Schöner Nebeneffekt: Ich fülle mein Fotoarchiv auf. Für wann auch immer.

Ich könnte mir vorstellen, dass das so viele Notizen waren, weil das der Anfang ist und ich erwarte weniger Notizen für die nächsten Tage, Wochen, Monate. Entweder, weil sie schon mal gedacht wurden und ich das Gleiche immer wieder aufs Neue feststelle; oder weil die Lernkurve nur am Anfang recht steil ist und dann abflacht.


Kamera + Objektiv: Sony alpha 99 + Minolta AF 50 mm f/1.7

Internetfunde (3)

💻 | 📚 Tiny neighborhood libraries
Ich bin gerade in einer Phase der besonderen Aufmerksamkeit für Büchereien. Ist die Häufigkeit an Bücherei-Content schon immer so gewesen und ich habe es nicht beachtet oder gab es tatsächlich mehr?
Bibliothekscontent 1: Jim fotografiert Tiny neighborhood libraries in den Staaten und ich finde das ist ein wunderschönes Fotomotiv. Sowas habe ich bisher in Deutschland nicht gesehen – aber wenn ich mal einer über den Weg laufen sollte, weiß ich was ich machen werde!

💻 | 📚 Bibliothek
Bibliothekscontent 2: Flow im Ohr schreibt über seine Erfahrungen mit der Kieler Bibliothek und teilt seine Gedanken, welche Chancen für eine Gesellschaft in Bibliotheken liegen – und wie diese (nicht) genutzt werden.

💻 | 🐝 Klein, aber auffällig – die Gemeine Sumpfschwebfliege
Falls ich es noch nie erwähnt habe: Ich habe leider sehr wenig Ahnung von Flora und Fauna im Allgemeinen und der Heimischen im Speziellen. Bei Elke gibt es immer wieder Interessantes aus der heimischen Flora und Fauna zu sehen und zu lernen. Das Muster der Gemeinen Sumpfschwebfliege hat was!

🎧 | ➗ Maryam Mirzakhani und die Schönheit der Mathematik
Der Podcast „Geschichten aus der Mathematik“ ist noch gar nicht so alt, wie ich gerade sehe. Angefangen habe ich diesen Podcast mit der Folge über Maryam Mirzakhani. Der Introsatz, dass sie die erste Mathematikerin war, die die Fields-Medaille (eine der höchsten mathematischen Auszeichnungen) erhalten hat, hat meine Neugier geweckt. Der Podcast erzählt den Kontext und erläutert auch Laien-geeignet die Mathematik, die im Fokus steht. Es ist unglaublich und so unvorstellbar für mich, wie es in den Köpfen von Mathematiker:innen vorgehen muss. Was sie „sehen“ und welche Verbindungen und Fragen sich auftun. Einen kleinen Einblick zu bekommen, war ziemlich cool.

🎧 | 📞 Telephobia – Dieser einer Anruf
Mit dem gehörten Staffelfinale der Staffel 1 möchte ich den gesamten Podcast „Telephobia – Dieser einer Anrufwärmstens empfehlen. Wie der Untertitel des Podcasts sagt, geht es um diesen einen Anruf. Der Anruf, den man machen muss, um Gewissheit über etwas zu haben, das einen bohrt und beschäftigt. Die Art und Weise der Erzählung, als auch die persönlichen Geschichten habe ich sehr genossen.

Meine Fotomotive damals

Zuletzt hatte ich eine kleine Zeitreise zu meinen frühen Tagen mit der analogen Fotografie gemacht. Im Rahmen meiner diesjährigen „Foto-Wintersaison“ (Zeit mit gemachten Fotos verbringen) gehe ich meine Fotoabzüge (physische Fotos) der geschossenen Filme durch. Schauen, welche Fotos ich zeigenswert finde. Da meine Abzüge und Negativstreifen nur so semi-sortiert waren und meine Filme sogar noch in den Entwicklungstüten aus den Drogerien waren, war es auch mein Ziel mir einen ordentlichen Überblick zu verschaffen: die Negativstreifen und Abzüge zu sortieren, durchzunummerieren, Negativstreifen in entsprechende Hüllen zu stecken. Ich lieb’s (ungelogen!)!

Und während ich versuche die Motive auf den Negativen zu erkennen und die Abzüge durchblättere, fällt mir eines auf: ich habe vor allem Menschen fotografiert. Freundinnen, Familienmitglieder, mich selbst. Ich hatte gar keine Scheu, die Kamera auf die Menschen zu halten. Diese Tatsache hat mich ziemlich beeindruckt.

Heutzutage fällt es mir schwer, Menschen zu fotografieren, und gerade lerne ich diese Hemmschwelle zu überwinden wegen meines Interesses an der Selbst/Portraitfotografie. Entsprechend bewundernswert finde ich es mit welcher Normalität ich damals die Menschen in meinem Leben fotografiert habe. Seitdem ich die Amateurfotografie wieder ernster nehme, also seitdem es diesen Blog gibt, nehme ich bewusst wahr, dass mich Motive in der Natur oder in Objekten mehr anziehen. Ich denke an meine Popcorn-Fotos 😀

Aber eigentlich zeichnete sich mein Fokus auf diese Motive schon länger ab, denn seit ich Instagram benutze (nur ein paar Jahre nachdem ich mit Filmfotografie begann), poste ich dort ebenso vor allem solche Motive. So gut wie nie Menschen. Irgendwann wollte ich mich nicht mehr zeigen, Fotos von mir gibt es in den letzten Jahren kaum im Internet. Das Bewusstsein und das Bedürfnis nach Privatsphäre spielt(e) sicherlich eine Rolle, dass es sich so entwickelte. Was ja auch gut ist.

Ein Antrieb für mich zu fotografieren ist es ein Motiv so gut einzufangen, dass es sehenswert ist, um dann gezeigt zu werden. Und das nicht nur einer Person im Umkreis, sondern durchaus ein paar mehr – wie etwa dem Internet mit dem Paradebeispiel Instagram (oder anderen Soziale Medien). Aber wenn man sich davon zurückzieht und entsprechend die Plattform wegfällt, fällt auch irgendwie der Antrieb weg, ebensolche Bilder zu machen. Und dann wurde es eigenartig und sehr ungewohnt, Menschen zu fotografieren. Aber vielleicht lieber so, als andersherum.

Eine andere Sache, dir mir angenehm aufgefallen ist, ist dass es einige Fotos gibt, die ich heute so oder ähnlich wieder machen würde. Als ob ich sie innerhalb der letzten Jahre geschossen hätte. In diesen Bildern sehe ich meinen roten, fotografischen Faden. Das macht glücklich und stolz. Zu wissen, dass ein Teil meiner Ästhetik sich nicht verloren hat. Jetzt müssen sie nur noch den Weg ins Digitale schaffen.